Rouge

Verifiziert von Rolf Klöckner
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Saargemünder Str. 167, 66119 Saarbrücken, Deutschland
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Bewährtes an neuer Stelle

Aus der „Auberge Rouge” ist das „Rouge” geworden, und auch der Platz innerhalb St. Arnuals hat sich geändert. Die neue Anlaufstelle ist seit Mitte August am Markt im ehemaligen „Pulvermüller”. Sehr zur Freude der Stammgäste von Daga Wozniak und Kolin Schult.

Die „Auberge Rouge” in der St. Arnualer Bruchstraße gibt es seit dem vergangenen Winter nicht mehr. Lange rätselten die Stammgäste, ob die damaligen Betreiber Daga Wozniak und Kolin Schult in der Nähe wieder etwas finden würden. Denn beide lieben diesen Stadtteil mit seinem dörflichen Charakter sehr. Irgendwann hörten sie, am St. Arnualer Markt sei das „Gasthaus Pulvermüller” frei. Sie bemühten sich darum, und es hat geklappt. Mitte August eröffneten sie an dieser Stelle ihr neues Projekt: „Rouge”.

Jetzt soll es genauso erfolgreich weitergehen, wie zuvor an alter Wirkungsstätte. Die Chancen stehen gut, denn ihr Konzept ist stimmig, und die beiden haben sich in den vergangenen vier Jahren eine treue Stammkundschaft erarbeitet. Ihre Interpretation einer französischen Bistroküche kam bei vielen Gästen sehr gut an. Und mal ganz ehrlich: Es hätte in Saarbrücken wirklich etwas gefehlt, wenn diese Geschichte zu Ende gegangen wäre. Es ist zwar noch nicht alles fertig, aber mit kleiner Karte und wohl sortierten Getränken verwöhnen sie jetzt wieder ihre Gäste.

Kleinere Karte, weniger Personal

Für Daga Wozniak und Kolin Schult waren die vergangenen Monate mit Corona eine schwierige Zeit. In solchen Zeiten ist es immer gut, wenn man ein zweites Standbein hat – oder es wiederbeleben kann, wie in ihrem Fall. Schult studierte einst in Berlin Regie. 1994 drehte er – sehr erfolgreich übrigens – seinen ersten Film: The big Pink. Dieser Film lief bisher mehr als 25 Mal im ZDF und bescherte ihm auch den Adolf-Grimme-Preis. „Ich habe mich in den vergangenen Monaten aus dem operativen Geschäft herausgezogen. Ich bin schon seit einigen Monaten mit zwei Filmprojekten beschäftigt. Voraussichtlich werde ich die nächsten Jahre wieder als Regisseur arbeiten. Das erste Projekt, an dem ich schon arbeite, wird eine Produktion für arte. Das zweite Projekt wird ein Dokumentarfilm fürs Kino.”

Zurzeit läuft das „Rouge” noch als Pop-Up-Restaurant. Mit ihrer Erfahrung können die beiden eine Menge improvisieren. Das kommt bei ihren Gästen gut an, denn bei diesen beiden steht auch die Kunst immer im Raum. Sie machten eine Grundrenovierung und haben den Räumen ihre Seele verpasst. Mit schönen Tischen und dunklen Sesseln, Kunst an den Wänden, roten Akzenten als Reminiszenz an die „Auberge Rouge”. Das Ganze hat eine überschaubare Betriebsstruktur. Die Küche ist kleiner, sie brauchen auch nicht mehr zwölf Mitarbeiter wie zuvor. In Zeiten, in denen Personal noch langfristig in vielen Gasthäusern gesucht wird, eine richtige Entscheidung. Klein, aber fein.

Die Grundstruktur selbst ist identisch geblieben, ihre Weine und Speisen haben sich nicht großartig verändert. Alles wurde lediglich angepasst an die kleineren Möglichkeiten. Zurzeit ist von den beiden Räumen, die das Gasthaus hat, erst einer benutzbar. Der hintere dient derzeit als Lager. Doch das soll so nicht mehr lange bleiben, denn diesen Raum brauchen sie unbedingt – nicht nur für Gesellschaften. Wer sich in der Gastronomie auskennt, weiß, im September und Oktober werden die Weihnachtsfeiern reserviert. Solange die Sonne schien, saßen die meisten Gäste ja draußen – auf dem herrlichen Platz vor dem Bistro. Familie Becker, die die „Linde” nebenan betreibt, ist mit den Betreibern des „Rouge” befreundet. Man hilft sich gegenseitig und kann davon auch profitieren.

Aufgrund von Schults Filmplänen ist Daga Wozniak also in Zukunft das Gesicht des Hauses für die Gäste. Sie ist dankbar, welch wohltuende Allianz sich am Markt gebildet hat. Das sind Nachbarn, Freunde, Gäste und Geschäftspartner. „Ich möchte dabei vor allem Sebastian Becker von der ,Linde‘ erwähnen. Er hat uns mit vielem ausgeholfen, auch mit Tischen.” Aber auch die Karlsbergbrauerei, der Weinhandel Spies und Klaus Kühn aus dem Veranstaltungsort Kettenfabrik haben die beiden tatkräftig unterstützt. Dankbar sind die beiden auch vielen Menschen und Initiativen aus St. Arnual, die ihnen – jeder auf seine Weise – zur Seite standen.

Schulte bleibt aber Impulsgeber für die Küche

Andere haben mitrenoviert oder Geschirr organisiert. Die bekannten Gesichter tauchten schnell wieder auf, und neue kamen dazu. Die Stammtische blieben. Auch ihr Personal ist ihnen teilweise treu geblieben. Das kann in diesen Tagen nicht jeder Gastwirt sagen. Majd Nassri kocht immer noch, mit Unterstützung seines Hilfskochs. Die Karte ist wie gesagt zurzeit noch etwas kleiner. Dafür wechseln die Gerichte häufiger. Die Handschrift aber bleibt, und neue Gerichte kommen hinzu. Auch Kolin Schult bleibt Impulsgeber für die Küche. Er erzählt von einer „Lütticher Sauce”, die er bald mal ausprobieren möchte. Die Sauce besteht aus Datteln, Birnen und Äpfeln und wird als Sirup gekocht. Auf Basis eines Kalbsfonds kommen dazu noch Chilis und Rosinen hinein. Dies sei ein Lütticher Nationalgericht und werde mit zwei großen Hackfleischbällen serviert.

Das Tableau wechselt ständig. So gab es in einer Woche „Zalook”, marokkanisches Ratatouille, Schafskäse, Minze, Joghurt und Granatapfelkerne. Oder Wildkräutersalat mit gratiniertem Ziegenkäse, Honig und Walnuss. Ihr Bœuf Bourguignon gibt es immer, dafür reisen Stammgäste viele Kilometer an. Sie wollten es eigentlich im Sommer von der Karte nehmen, was aber auf massiven Widerstand der Gäste stieß. Ich habe es auch schon ein paar Mal genossen und kann verstehen, dass man dafür eine weitere Anreise in Kauf nimmt. Schmeckt richtig himmlisch. Andere bestellen sich Cordon bleu mit Pommes frites und Salat. Wieder andere schauen vorbei, um bei einer kalten Platte einen guten Wein zu trinken. Einmal mit Käse oder mit Charcuterie ­– oder gemischt. Eine Woche später wurde dann Kürbissuppe angeboten, außerdem Rahmschnitzel mit Pommes frites und Salat. Oder Käsespätzle und kalte Platte.

Koch-Event mit Friseur

Für ihr Wein-Angebot arbeitet das „Rouge” mit dem Losheimer Weinhandel Spies zusammen. Eine der besten Adressen im Saarland. Dazu ist Familie Spies ungemein kompetent und sympathisch. Ich hatte es noch vergangenen Winter erlebt, als wir zusammen mit einem Gastronomen eine Weinkarte erstellten. Deshalb ist es hier unumgänglich, sich vor der Weinauswahl die Flaschen in der Vinothek anzuschauen, denn diese Flaschen wechseln mit der Speisekarte. Daga Wozniak ruft in Losheim alle paar Wochen an, berichtet von den neuen Kreationen in der Küche, und Spies liefert dazu die Weine. Als ich mich in der Vinothek umschaute, fand ich dort auch Loch von der Saar, Van Volxem und Prüm. Auch bei Rotweinen finden sich ganz besondere Tropfen. Vieles aus Deutschland, Italien, Frankreich und Spanien. Weine, die man oft nur in ganz großen Häusern findet.

Das Schöne im Saarland ist: Man kennt sich und hilft sich. Viele, die gutes Essen lieben, kennen auch den Friseur Patrick Schillo. Auch er hatte in den vergangenen Monaten harte Zeiten zu überstehen. Schillo ist aber nicht nur Haarspezialist, er ist auch ein begnadneter Koch. Und so bekocht er nicht nur Leute zuhause und verwöhnt sie mit einem besonderen Menü. Er unterstützt auch hin und wieder die Küche des „Rouge”. Auf Facebook fragten seine Fans, wann er dies denn wiederhole. Oder ein ganzes Menü koche. Sie würden dann gerne einen Tisch bestellen…

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