Die „Alt Schmidd“ in Blieskastel ist weitaus mehr als „nur“ ein Gasthaus. Sie ist ein überaus beliebter Treffpunkt und schon am späten Vormittag bestens besucht. Das liegt nicht zuletzt am Hausherrn Elmar Becker, aber auch an dessen kulinarischem Angebot.
Sie ist eine Institution in Blieskastel am Fuße des Schlossbergs, ein Kommunikationszentrum sondergleichen: Kneipe, Bistro, einfach ein Ort, an dem man sich trifft – zum Klönen, Essen und Trinken. Schon vormittags um halb zwölf trifft sich der Stammtisch am großen, runden Tisch hinten rechts, und auch am Tresen herrscht bereits reges Treiben. Die Rede ist von der „Alt Schmidd“ in Blieskastel. Urig und gemütlich eingerichtet, rot-weiße Tischdecken und ein Kamin direkt neben der Theke. Hier kommen die Gäste her, um etwas Vernünftiges zu essen. Beim Reinkommen entdecke ich sofort meinen alten Kump
el Ralf Louis, der hier frühstückt. Ralf fällt immer wieder mit sensationellen Fotos von Konzerten und vor allem von Rockbands auf. „Sehr gemütlich, deshalb bin ich hier.“
Seit 21 Jahren auch Partyservice
Neben der Speisekarte gibt es eine Wochenkarte in der „Alt Schmidd“, derentwegen viele Gäste hier vorbeischauen. Auch Veganer und Vegetarier kommen gern hierher. Hier gilt: Leben und leben lassen. Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Küche und Service arbeiten hier bereits sehr sehr lange, man kennt sich, man schätzt sich! Betreiber ist Elmar Becker, mit dem ich ins Gespräch komme: „Unsere Gäste haben unsere Gaststätte zur Kultkneipe gemacht. Unter meiner Leitung sind wir hier seit dem 15. Juli 1989, seit 1991 gehört mir das Haus. In aller Bescheidenheit: Jeder kennt die ,Alt Schmidd‘, und jeder kennt mich.“ Egal, wo Becker auftaucht: Die meisten Menschen kennen ihn als „Elmar aus Blieskastel“. Er ist hier geboren und mit der Region verwurzelt, ein leidenschaftlicher Gastronom und Idealist. Seine Maxime lautet: Der Gast, der hierherkommt, soll zufrieden gehen! Als er vor 35 Jahren in der „Alt Schmidd“ startete, gab es sieben Gerichte: hausgemachte Pizza, drei Salate in großen Schüsseln, Calamari und Knoblauchtoasts – das war es. Das waren die ersten Schritte, und deshalb blieben diese Gerichte bis heute auf der Karte. Bis heute gibt es montags Spaghetti-Party und dienstags Pizzabörse. Da kann sich jeder seine Pizza – ohne Aufpreis – so zusammenstellen, wie er möchte.
Die Leute lieben diese Gerichte mit frischen Zutaten. Die Karte ist vielfältig. Natürlich gibt es hier auch Salatvariationen, saarländisches „ Gudd gess“, Saftiges vom Rind und vieles mehr.
Elmar Becker ist gelernter Koch, hat im Schwarzwald im besternten „Romantik-Hotel Spielweg“ im Münstertal gelernt. Mit den Jahren hat sich das Angebot in der „Alt Schmidd“ weiterentwickelt. In der Küche arbeitet seit mehr als 20 Jahren Jürgen Dostert, zudem Zoltan Retkes aus Ungarn und Rebecca Keil. Sie arbeitete 16 Jahre etwa im Ensemble auf „Schloss Berg“ in Nennig. Die Karte in der Blieskasteler Kultkneipe ist bodenständig und hat einen regionalen Touch – also alles, was man im Saarland gern isst. Hier kommen die Leute her, um das zu essen, was sie zu Hause nicht kochen, aber lieben: etwa „Geheiradde“, „Hoorische“, „Gefüllte“ oder auch „ Schales“ und „Dibbelabbes“. Seit 21 Jahren macht Becker einen Partyservice, und nebenan steht eine Kulturscheune mit eigener Küche, eigenem Buffet, Bühne, Beamer und Leinwand. Sie bietet ausreichend Platz für 120 Menschen. Und ein weiterer Vorteil des Ensembles: Es sind keine fünf Minuten von der Altstadt.
Elmar Becker ist ein Unikum. Bekannt wie ein bunter Hund und immer ein offenes Ohr für seine Mitmenschen. Er zeigt mir Fotos mit der ehemaligen Ministerpräsidentin Kramp-Karrenbauer und der aktuellen, Anke Rehlinger. Er kennt jeden und jeder kennt ihn. Und das hat einen Grund: „Ich bin seit 1991 im Karnevalsverein tätig in verantwortlicher Position. Ich bin Ehrenpräsident, Sitzungspräsident und bin auch bei der Prunksitzung von allen 24 Karnevalsvereinen im Saarpfalz-Kreis der Sitzungspräsident. Ebenso war ich aktiv im Blieskasteler Gewerbeverein und war 2012 parteiloser Kandidat für das Bürgermeisteramt.“ Becker erreichte damals immerhin zehn Prozent, und er hat immer ein offenes Ohr für Problemlösungen.
Saisonale Wochenkarte
Elmar Becker nennt heute seinen Laden „Gasthaus und Schlemmerkneipe Alt Schmidd“. Die Thekenkultur soll erhalten bleiben, die Leute sollen hier aber auch gut essen können. Er war noch in der Ausbildung im Schwarzwald, als er bei einem Heimatbesuch sah, dass die „Alt Schmidd“ zu mieten war. Von jetzt auf gleich schlug er zu. Er war gerade 26 Jahre alt und baute sich sein einmaliges Gasthaus auf. Viele Gäste kommen heute des Essens wegen hierher. Die Gesichter im Service sind den Gästen bekannt. Heute bedient Claudia Pfeifer, fröhlich und zuvorkommend. Da kommen die Leute gern.
Die Wochenkarte gilt immer von Montag bis Sonntag, mittags wie abends. Die Öffnungszeiten der Küche sind von 11 durchgehend bis 21.30 Uhr. Das scheinen die richtigen Zeiten zu sein. Die Wochenkarte ist regional und saisonal. Hier versucht man immer regionale Produkte von regionalen Lieferanten zu verarbeiten. Es gibt immer fünf Gerichte. So war die Woche vor unserem Besuch das Thema „Erntedank.“ Da gab es Reibekuchen mit Apfelmus, Lautzkircher Schnippelsches, also Bohnensuppe mit Quetschekuchen, gefüllte überbackene Kartoffeln mit Karotten, Lauch, Parmaschinken und Mozzarella, Omas Geheirade mit Speckrahmsoße sowie deftiger Kartoffelflammkuchen mit Pellkartoffelscheiben, Speckwürfeln und Lauchzwiebeln.
Bei unserem Besuch ist „Bayerische Woche“ mit all den Klassikern, die die Gäste dann erwarten. Etwa Münchener Weißwürste mit Brezel und süßem Senf, eine bayerische Vesperplatte mit Obazda, Griebenschmalz, Kräuterquark, Brezn und Klosterbrot, ein halbes Wiesn-Hendel mit Pommes und Gurkensalat, Schweinekrustenbraten mit Blaukraut und Semmelknödeln sowie Schweinshaxe mit Dunkelbiersoße, Bratkartoffeln und Krautsalat. Die Gäste haben sich das augenscheinlich vorgemerkt und kommen reichlich, wie wir beobachten können.
Zeitloses Konzept kommt bestens an
Auch uns gefällt es sehr, jetzt Münchener Weißwürste und eine bayerische Vesperplatte zu bestellen. Dazu ein herrliches Blieskasteler Klosterbräu, ich bestellte mir gleich ein zweites Bier. Mir hat es gut geschmeckt und den anderen Gästen offensichtlich auch, denn es kommen immer mehr. Unser bayerischer Morgen ist ein wirklich geschmackvolles Erlebnis.
Andere Gäste trinken lieber einen Wein und werden auf der Karte problemlos fündig. „Unsere Weinkarte ist ein besonderes Highlight“, betont Becker. „Sie ist erstellt mit Wolfgang Moser von ,Moser-Genuss‘ hier in Blieskastel. Wolfgang Moser ist ein ausgewiesener Weinspezialist. Wir haben etwa Weine vom Weingut Steffenshof in Trittenheim an der Mosel. Herr Steffens ist auch bekannt, weil er sich um die Bliesgau-Weine aus Reinheim kümmert. Er war auch schon bei uns für einen tollen Weinabend. Dann haben wir einen Bio-Wein von der Mosel. Aus Baden-Württemberg haben wir besondere Weine und vom Gardasee die roten.“ Becker legt Wert auf Qualität, und diese Qualität hat seine Weinkarte fraglos.
Am Ende unseres Besuchs sind wir restlos zufrieden. Die „Alt Schmidd“ ist wirklich ein Gasthaus, das seine Gäste verzaubert. Ein tolles Konzept von Elmar Becker, irgendwie zeitlos. Und der Erfolg gibt ihm ohne Zweifel recht.
Ruhetage: Mi. und Do.