Traditionell herausragend
Beim Jahrhunderthochwasser an Pfingsten wurde auch die „Niedmühle“ in Eimersdorf schwer getroffen. Doch Tamara und Stefan Burbach haben sich nicht unterkriegen lassen und ihr erstklassiges Restaurant wiedereröffnet.
Die „Niedmühle“ zählt zweifelsohne zu den besten Restaurants der Region. Schon seit Langem kommen die Gäste von sehr weit her, um hier zu speisen, zu übernachten oder für große Familienfeiern. Seit 2011 gibt es das „Land- und Genusshotel“, das Restaurant bietet 68 Plätze. Jetzt in der kalten Jahreszeit lädt der Wintergarten ein, im Sommer macht es Spaß, auf der Terrasse und im herrlichen Garten zu speisen, direkt an der Nied.
Dass die Nied aber auch anders kann als beschaulich, mussten Tamara und Stefan Burbach an Pfingsten dieses Jahres erleben. Schon am Freitag vor Pfingsten war abzusehen, dass dies wohl kein normales Hochwasser werden würde. Tamara Burbach erinnert sich: „Wir haben hinter dem Haus eine alte Reihe Nussbäume und eine alte Reihe Kastanienbäume. Und genau dazwischen hat sich ein kleiner See gebildet, so groß wie ein Fußballfeld. Obwohl die Nied noch gar nicht über die Ufer getreten war. Da dachten wir schon, dass kann kritisch werden.“ Und von Tag zu Tag wurde es schlimmer, denn es regnete immer weiter. Die Wassermassen stiegen immer weiter, bis das Restaurant schließlich überschwemmt wurde. Im Haus stand das Wasser bis zur Tischhöhe. Alles, was die beiden sich in 35 Jahren aufgebaut hatten, stand plötzlich vor dem Aus. Positiv in Erinnerung bleibt Tamara und Stefan Burbach die ungeheure Hilfsbereitschaft von Freunden, Stammgästen und sogar Wildfremden. Viele gaben Pakete ab mit Essen und Trinken, damit sie nicht noch kochen mussten. Helfer bauten einen Grill auf, besorgten von Jägern Wildwürstchen und verteilten diese. Verschiedene Vereine, deren Pfingstsportfest ausfiel, verteilten ihre selbst gebackten Kuchen. Nicht nur in der „Niedmühle“, auch an private Haushalte. Kurz darauf rief eine junge Frau an, die für die „Niedmühle“ gesammelt hatte: 10.000 Euro. Leider sind Hilfen der öffentlichen Hand bis heute noch nicht angekommen. Es dauert halt alles in Deutschland sehr lange. Immerhin schafften es die beiden damit, wieder eröffnen zu können.
Familiäre Atmosphäre
Ich verkehre schon seit etwa 30 Jahren bei Tamara und Stefan Burbach, die hier einen weiten Weg gegangen sind– vom Wirtshaus am Campingplatz zum Gourmetrestaurant. Angefangen hat alles vor 35 Jahren und ich reibe mir hier immer wieder die Augen, wie schön und geschmackvoll alles geworden ist. Stefan Burbach erinnert sich an diesen langen Weg: „Ich habe zusammen mit meiner Frau Tamara 1989 hier ganz klein angefangen: wir zwei alleine mit einem Spüler im Restaurant. Es war so eine Art Campingklause, doch wir haben es Schritt für Schritt in Richtung Restaurant entwickelt.“ Er habe schon immer anders kochen wollen als normal, fügt er hinzu. „Nach meinen Vorstellungen. Fünf, sechs Jahre später haben wir den ersten Koch eingestellt, kurze Zeit später einen weiteren. Und nach Jahrzehnten hatten wir dann verschiedene Posten in der Küche. Früher machten wir alles zusammen, heute sind Köche für die verschiedenen Bereiche zuständig.“
Mittlerweile arbeiten in der Küche der „Niedmühle“ acht ausgebildete Köche. Die Grundvoraussetzung hier ist und bleibt aber die Leidenschaft der Betreiber. Dieser Funke springt dann auf die Mitarbeitenden über. Tamara Burbach erklärt es so: „Wir haben einen jungen Auszubildenden aus einer Bäckereifamilie, Jonas Peitz. Wenn du heute noch junge und solch engagierte Mitarbeiter bekommst wie ihn, dann ist das schon klasse. Und er ist ja nicht das einzige Beispiel, es gehört ja zu unserem Weg. Im vergangenen Jahr hatte unsere Auszubildende Julia Jungbluth die beste Prüfung in ganz Deutschland abgelegt. Und das ist nicht nur in der Küche so. Meine rechte Hand, Carmen Jungmann, ist 26 Jahre bei uns. Ihre Schwester Birgit seit mehr als 20 Jahren. Unsere Spülerin Julie Gambalonga ist ebenfalls 20 Jahre im Haus, ihre Tochter Julia hat bei uns eine Ausbildung gemacht. So baut sich das bei uns auf.“
Die Gäste sagen in aller Regel auch nicht, wir gehen in die „Niedmühle“, sondern sie sagen, wir gehen zu Tamara und Stefan. Diese familiäre Atmosphäre ist ein wesentlicher Faktor für ihr erfolgreiches Unternehmen. In und nach Krisenzeiten hört man von vielen Seiten, das Personal sei weg, doch von „Gastrofamilien“ wie den Burbachs höre ich so etwas nicht. Vielleicht ist dieser menschliche Faktor die Problemlösung von vielem.
Ganz wesentlich ist natürlich Stefan Burbachs Produktliebe. Er wählt seine Produkte stets nach dem Prinzip aus: „Das Bessere ist der Feind des Guten.“ Wenn möglich regional, wenn nicht, aus der ganzen Welt. Wie Köche mit den höchsten Auszeichnungen. Das Produkt ist der Sieger, sagt er. Kochen aus Leidenschaft bringe die Gaumenfreuden auf höchstem Niveau dazu. Eine Küche, die allen Sinnen schmeichelt. Mit den frischesten Zutaten und mit viel kreativer Fantasie. Nichts ist der Küche zu viel, sie lieben hier ihren Job.
Und Abwechslung heißt das Zauberwort! Frische Produkte, wie erwähnt wenn möglich regional, und alles, was geht, aus eigener Produktion – facettenreich und mit viel Liebe und Leidenschaft zubereitet. Dadurch entstehen hier außergewöhnliche Kreationen. Entsprechend überrascht mich das hoch motivierte Küchenteam mit einer verführerischen Verbindung aus heimischen, eigenen und auch mediterranen Kreationen. Kräuter und Gemüse stammen überwiegend aus eigenem Anbau.
Wildspezialitäten direkt vom Jäger aus der Region
Das Menü beginnt mit einer gebackenen Blutwurstpraline auf einem Rotkrautsalat mit einer Apfel-Karamell-Hippe und Knoblauchmayonnaise als Amuse-Bouche. Ein echter Knaller. Danach kommt einiges an unseren Tisch, was ich goutieren darf. Dafür auch vielen Dank meinen Tischnachbarn. Etwa Jakobsmuscheln aus Dieppe in der Normandie mit dreierlei Blumenkohl und Papaya-Chutney an pochiertem Landei mit gehobeltem Trüffel und Parmesanschaum sowie Gâteau von der Gänsestopfleber mit Pflaume und hausgemachtem Brioche. Auch hier sieht man wieder die guten und schmackhaften Produkte. Jakobsmuscheln eben nur im Winter und nur aus Dieppe. Herausragend.
Danach probiere ich den Rücken von geangeltem Kabeljau, Quinoa, Erbse und Speck. Ein mutiges Rezept, das aber den Gaumen streichelt. Mein nächster Gang ist ein Rehrücken mit Cranberry-Haselnusskruste sowie getrüffeltem Spitzkohl und Schupfnudeln. Vorne am Restaurant hängt ein Schild: Hier gibt es Wild aus der Wildkammer Merzig. Tolle Qualität! Ich probiere auch Filet vom iberischen Schwein vom Holzkohlengrill, Mini-Pak-Choi, Teriyaki und Süßkartoffel-Dim-Sum. Ebenfalls eine außergewöhnliche Kreation von höchster Qualität.
Gut sortierte Weinkarte mit viel Regionalem
Seit Kurzem hat die Niedmühle auch einen neuen Chefpatissier, Jean Tomaschewski aus Saargemünd. Seine Desserts überzeugen voll und ganz: Millefeuille von Callebaut-Schokolade, Pistazien-Eis und Beerenkorb heißt meines. Hier schmeckt man deutlich, dass es eben auch gute Schokolade und weniger gute Schokolade gibt. Zubereitung durch einen Könner und beste Schokoladenqualität sind die Pfeiler dieses Gerichts. Probiert habe ich auch die hausgemachten Apfeltaschen mit Vanillesauce und Sauerrahmeis sowie die Crêpes Suzette mit Orangenfilets und Ingwer mit Karamell-Eis. Ein Traum.
Natürlich haben sie hier auch eine passende Weinkarte, bei der die Auswahl wirklich schwerfällt. Denn auch hier gilt: das Beste aus unserer Region und von weiter her. Hier lese ich etwa unter dem Weinanbaugebiet Mosel Heymann-Löwenstein, Markus Molitor, Van Volxem, Peter Lauer, van Othegraven, Petgen-Dahm und Schmitt-Weber. Aus Südwestdeutschland haben sie noch viele weitere erstklassige Kreszenzen, ebenso aus aller Welt.
Ich habe mir Kreationen vom großen Menü bestellt und mich mit einigen herausragenden Spezialitäten im Glas und auf dem Teller in Raum und Zeit verloren. Zum Abschluss ließ ich es mir nicht nehmen, zum Espresso noch ein Glas „Hundsärsch“ vom regionalen Spezialisten zu trinken. Das ist ein Mispelbrand aus dem Hause Monter in Hemmersdorf ganz in der Nähe und der saarländische Edelbrand schlechthin. Denn im Saarland gibt es die meisten Mispelbäume in Deutschland, und deshalb hat niemand so viel „Hundsärsch“ im Regal stehen wie ein saarländischer Kenner. Diesen Edelbrand durfte ich in den 1990er-Jahren kennenlernen – dank Tamara Burbach.
Ruhetage: So. und Mo.