Neuanfang daheim
Lange war er von der Bildfläche verschwunden, doch nun ist er mit eigenem Restaurant wieder da – Marc Pink. Und um es vorwegzunehmen: Sein Restaurant ist eine echte Perle auf dem Lande.
Der junge Mann, der sich einst im Restaurant „Landwerk“ in Wallerfangen einen Stern erkochte, war es wohl leid, angestellt zu sein und ist nun sein eigener Herr. Mark Pinks Anspruch im neuen Restaurant: mit frischen und saisonalen Produkten kochen. Mit viel Liebe zum Detail bringt er die besten Produkte auf den Teller. Pink hat seine Restauranträume in Hülzweiler angemietet, im Kulturhaus Hülzweiler. Hier verkehren Kulturschaffende und Sportler, hier fühlt er sich sehr wohl. Die Räume wurden renoviert und neu gestaltet, mit viel Liebe zum Detail und sehr geschmackvoll eingerichtet. Der helle Holzboden strahlt eine angenehme Wärme aus, und die schönen Möbel machen Lust, hier zu verweilen. An den weißen Wänden hängen große Bilder in ruhigen Farben. Gefällt mir, hier bin ich richtig!
Marc Pink stammt aus der Schule von Klaus Erfort. Als einer der wenigen hat er dort nicht nur gearbeitet, sondern dieser große Koch war sein Lehrmeister. Und daran erinnert sich Pink gern zurück: „Ich habe bei Klaus Erfort von 2006 bis 2009 meine Lehre gemacht. Klar war das stressig, aber ich habe viel gelernt in diesem Haus. Es hat mir nicht geschadet, ganz im Gegenteil.“ Der damalige Jungkoch ging allerdings nicht in Saarbrücken zur Berufsschule, sondern in Koblenz. „Klaus Erfort war damals noch bei den ,Jeunes Restaurateurs‘“, erzählt er weiter. „Diese gründeten in Koblenz eine Schule, und dort traf ich Leute aus ganz Deutschland. Das war schon ein Privileg. Dort knüpfte ich Kontakte, die bis heute bestehen. Die meisten von ihnen sind bis heute in der Sterne-Gastronomie unterwegs. Ein solches Netzwerk hätte ich anderswo nicht gefunden.“
„Bodenständig, aber mit Pep“
Alles baut ja auf einem soliden Handwerk auf, und bei Klaus Erfort bekam er das richtige Rüstzeug dafür. Das ging schon los mit dem Personal-essen, da durfte er als Auszubildender bereits die Spätzle selber schaben. Oder er durfte schon gleich ein Gulasch kochen. Dabei war er in einer Sterneküche und musste sofort funktionieren.
Nach seiner Arbeit im Restaurant „Landwerk“ brauchte er etwas Zeit, um zu verarbeiten, dass es dort nicht weiterging. Irgendwie war es ja auch sein Lebenstraum, Sternekoch zu werden. Am Ende dieser Zeit dort hatte er auch ein gutes Gefühl, auf dem richtigen Weg zu sein. Doch durch Gegebenheiten, die er selbst nicht beeinflussen konnte, wie er sagt, war dann plötzlich Schluss. Marc Pink wäre aber nicht Marc Pink, wenn er nicht eine gute Idee gehabt hätte, wie sich Weiterbildung und Arbeit verknüpfen ließen. Er ging zu Frederik Berdin nach Überherrn. Dieser betreibt dort einen Großhandel für Obst und Gemüse. Er betreut Bauern in der Pfalz, die verschiedene Gemüsesorten für ihn anbauen. Dieses Gemüse verkauft er dann an den Pariser Großmarkt Rungis.
Pink fand diese Arbeit sehr interessant, zum Beispiel zu sehen, wie ein guter Chinakohl auf dem Feld wächst. Doch irgendwann hat ihn seine Liebe zum Kochen eingeholt, und es war für ihn an der Zeit, zu neuen Ufern aufzubrechen. Er hörte vom freien Kulturhaus in Hülzweiler und wurde von der Gemeinde mit offenen Armen empfangen. Schnell waren die Details geklärt, und er war froh, in seiner Heimat etwas aufbauen zu können. Marc Pink kommt aus Schwalbach und ist jetzt wieder zu Hause. Als eigener Chef in Selbstständigkeit. Richtung Sterne denkt er nicht, zumindest noch nicht. Schauen wir mal, was die Zeit so bringt.
Was aber ist sein Anspruch im neuen Zuhause, will ich von ihm wissen. „Zuerst einmal, dass die Gäste zufrieden hier wieder gehen! Ebenso, dass meine Mitarbeiter zufrieden sind und sich wohlfühlen. Ich will, dass alle gerne hierherkommen, Gäste wie Mitarbeiter. Die Küche soll bodenständig sein, aber mit etwas Pep. Wir haben ein Schnitzel auf der Karte, und ich denke, man kann ein Schnitzel selber vor- und zubereiten oder es in der Tiefkühltruhe fertig kaufen und in die Fritteuse werfen.“
Ich besuche das Haus in der Eröffnungswoche und stelle fest, alles fließt. Sicherlich wird die Karte sich in den nächsten Wochen auch noch verändern, aber grundsätzlich ist sie solide aufgebaut. Vieles würde Marc Pink selbst essen bei einem Restaurantbesuch, wie er betont. Dazu ein schickes Ambiente mit Geschirr und Besteck, das nicht jeder kennt. Bisher jedenfalls gibt es keine Probleme, und Marc Pink versucht, die Kulturschaffenden und Vereine mitzunehmen. So gab es beispielsweise am Ruhetag, an einem Sonntagabend nach einer Theaterveranstaltung, ein Büfett. Und dieses kam sehr gut an.
„Ich will hier aber auch keine überbackenen Nudeln für 6,50 Euro machen“, sagt er. Doch er ist zuversichtlich, dass seine Küche hier von vielen Gästen – nicht nur aus Hülzweiler – angenommen wird. Das Preisgefüge stimmt, und Pink möchte das Angebot weiter ausbauen, besondere Abende bieten mit Themen wie Fischmenü oder Besuch eines Winzers. Neben der soliden Karte soll es etwa einmal monatlich „Fine Dining“ geben.
Pink weiß aber auch, dass ein Restaurant zu führen Teamarbeit ist. Es ist noch ein kleines Team, aber ein Team mit Können und Charakter. Und da hat er bereits zwei, die auch bei meinem Besuch da sind, die mich überzeugen. Sein Souschef heißt Yves Knittlmayer, und dieser Koch hat sein Handwerk in Frankreich gelernt. Seine Lehre machte er auf der berühmten Kochschule in Dieuze. Danach kochte er zweieinhalb Jahre bei Klaus Erfort und wurde dort auch Postenchef. Dann ging er zur „Alten Brauerei“ nach St. Ingbert und schließlich hierher. Bei Deutschlands größter Gastronomiemesse, der Internorga in Hamburg, hat er kürzlich an einem Wettbewerb teilgenommen: dem Next Chef Award. Der 22-Jährige wurde Zweiter. In der Vorrunde kochte er Schweinekotelett mit Blumenkohl und Kohlrabi und einem Rote-Bete-Püree, im Finale dann ein gerolltes Kalbsfilet mit einer Jakobsmuschel gefüllt, eine Spitzkohlkugel und eine Beurre Blanc mit Fenchel. Halleluja! Die Chefin im Saal heißt Laura Heidenmann. Auch sie überzeugt mit ihrer Vita und ihrem Können. Von 2015 bis 2018 absolvierte sie ihre Ausbildung zur Restaurantfachfrau im Restaurant der Dillinger Hütte. Danach ging sie ein Jahr ins „Parkhotel“ Völklingen. Um Erfahrungen in einem komplett anderen Servicebereich zu machen, ging sie ins „Brauhaus“ nach Merzig. „Das waren andere Erfahrungen“, sagt sie, und sie sei froh, diese gemacht zu haben. Anschließend ging sie ins Saarlouiser Restaurant „Gerard“, bevor sie den Job in Hülzweiler anfing.
Herausragendes Dessert
Aber zurück zu meiner eigentlichen Mission, dem Essen hier vor Ort. Ich beginne mit Thunfischtatar mit Avocado, Salat und Limonendressing. Dann folgen Champignon-Ravioli, Lauchgemüse, Salbeibutter und Frisée mit Nussdressing. Beide Teller echte Volltreffer und mit einer enormen Kreativität gemacht – wundervoll. Der Hauptgang überzeugt ebenso restlos: Rumpsteak mit karamellisierten Zwiebeln, cremiger Polenta und Beurre de Paris. So etwas bekommt man, wenn ein Sternekoch Bistroküche macht! Fantastisch. Und auch der süße Abschluss kann sich sehen lassen: Weißes Schokoladenmousse und Mango in verschiedenen Formen. Herausragend!
Ein Blick auf die Weinkarte zeigt, dass diese optimal bestückt ist, hier kann jeder etwas finden. Da stehen beispielsweise Namen wie Gilg aus dem Elsass, Salwey aus Baden, Schmitt-Weber aus dem Saarland oder Grünhaus von der Mosel. Und noch viel mehr gute Weine!
Ich jedenfalls bin nach meinem Besuch hochzufrieden und wünsche diesem Team viel Erfolg und eine genussvolle Weiterentwicklung!
Ruhetage: Mo. und Di.