Altes Haus

Verifiziert von Rolf Klöckner
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Julius-Kiefer-Straße 31, 66119 Saarbrücken, Deutschland
31 Julius-Kiefer-Straße Saarbrücken Saarland 66119 DE
+4968168611661+4968168611661

Tradition in guten Händen

Das „Alte Haus“ im Saarbrücker Stadtteil St. Arnual gehört dort fest zum Lokalkolorit. Seit Kurzem hat es eine neue Pächterin, und diese passt perfekt hierher. Monica Lion bringt jede Menge Gastro-Erfahrung mit und steht für beste Hausmannskost.

Das „Alte Haus“ ist in Saarbrücken ein beliebter Treffpunkt. Hier trifft man sich zum „Schwätze“, auf ein gutes Glas oder um besonders zu essen. Und das in einem Stadtteil, der in Saarbrücken unverwechselbar ist. Denn hier sagt man, St. Arnual sei das Dorf in der Stadt. Die alten „Daarler“, wie die Bewohner dieses Stadtteils heißen, reden auch immer vom Unter- und Oberdorf.

Den dörflichen Charakter hat sich Saarbrückens Stadtteil St. Arnual bewahrt: Nirgendwo im Stadtgebiet wurden mit so viel Liebe alte Bauernhäuser renoviert. Eines dieser herrlichen Bauernhäuser steht in der Julius-Kiefer-Straße, Hausnummer 31, es wurde vom ersten Tag an zu einem beliebten Treffpunkt. Familie Grimm schloss hier vor 39 Jahren zum ersten Mal die Tür zur Gastwirtschaft auf. Und den Gästen gefiel es vom ersten Tag an richtig gut. Seitdem hat dieses Haus eine besondere Anziehungskraft. Wirtschaft, Bistro, Bürgerhaus im kulinarischen Sinne? Ich weiß es nicht genau.

Früher selbst oft als Gast hier

Vor 30 Jahren gab es in der Landeshauptstadt noch eine Menge solcher Wirtschaften, in die Menschen jeglichen Alters gern einkehrten. Hier war das Erfolgsrezept eine frisch gekochte Hausmannskost. Viele beklagen, dass es diese Art traditioneller Gasthäuser nicht mehr gibt. Auch auf dem Lande sind viele dieser Gastwirtschaften verschwunden. In der St. Arnualer Julius-Kiefer-Straße findet sich solch eine Küche noch.

Dieses Gasthaus hat jedenfalls einige Besonderheiten. Die Öffnungszeiten – das Haus öffnet um 16 Uhr – gab es vom ersten Tag an. Essen kann man hier ab 17 Uhr. Aber vorher wird „geschwätzt“, Neuigkeiten ausgetauscht oder sich gegenseitig geholfen. Das ist typisch für St. Arnual. Hier trifft man Freunde nach der Arbeit und bestellt ein Getränk mehr als anderswo. Das Publikum ist bunt gemischt. Manchmal stand ein Kommissar neben mir, manchmal der Handwerker, der seinen Betrieb im Stadtteil führt. Ich empfinde es einfach von Anfang an als einen idealen Treffpunkt zum „klönen“, essen, trinken!

Vor ein paar Monaten wurde in Saarbrücken gerätselt, wer denn das „Alte Haus“ übernehme, nachdem die Vorbesitzer aufgehört hatten. Seit ein paar Wochen ist klar: Monica Lion führt das Traditionshaus weiter. Seit 30 Jahren ist sie in der Gastronomie tätig. Sie führte viereinhalb Jahre das „Dampfschiff“ am St. Johanner Markt, danach den „Piccadilly Pub“ nahe der Congresshalle über sieben Jahre, und das „Reichseck“ am Hauptbahnhof fast sechs Jahre lang. Für ihre Küche kamen die Gäste stets von weit her. Da kann man wohl von einer riesigen Erfahrung sprechen. Kochen, bedienen, Gäste empfangen – das hat sie von der Pike auf gelernt.

Sie hat sozusagen ein Gastro-Gen. „Mein erster Job war in einer Eisbar an der Berliner Promenade“, erzählt sie. „Da brauchte ich die Unterschrift meiner Eltern, so jung war ich. Mich interessierte alles, vom Kaffee aufbrühen bis die Gäste umsorgen.“ Ihre Eltern kommen selbst aus der Gastronomie, der Apfel fällt also nicht weit vom Stamm. Seit ihrer Kindheit kennt sie bereits das „Alte Haus“. Ihre Eltern waren schon vor Jahrzehnten hier Gäste. Für sie war das „Alte Haus“ immer etwas ganz Besonderes. Klein, aber fein, tolle Gäste!

Klein ist es nun ja nicht mehr. Im Laufe der Jahrzehnte kam noch eine zweite Gast-Stube hinzu, der wunderschöne Garten ebenso. Monica Lion suchte etwas Gemütliches und hat es hier gefunden. In den Räumlichkeiten war vor dem Neustart einiges zu machen, das ging sie radikal an. Kühlkeller, Bierkeller, das Podest hinter der Theke, Toiletten, der Innenraum, Nebenraum, und natürlich die Terrasse. Letztere wurde neu gestaltet und war noch nie so schön wie heute. Ein Gast bekam vor ein paar Wochen innen keinen Platz und aß im Garten. Als Monica Lion abräumte, meinte er: „Der schönste Biergarten, den ich in Saarbrücken gesehen habe.“ Dem ist nichts hinzuzufügen.

Das „Alte Haus“ präsentiert sich heutzutage wie eine Puppenstube. Einfach schön! Der Innenraum hat eine perfekte Tischdekoration. Hier wird man wahrlich eingeladen zu verweilen. Die Wände sind wunderbar, aber zurückgenommen dekoriert. Nichts wirkt überladen. Das Werk von zwei Frauen, Mama Adele unterstützt ihre Tochter. Mal ehrlich: So etwas Schönes können nur Frauen …

Ich habe schon öfter erlebt, dass ein Gast auf ein Feierabendbier oder einen Wein eintrat. Schnell ging ein unterhaltsames Gespräch am Tresen los. Er traf dort Bekannte oder Freude und ich merkte, dass wird länger dauern. Sie aßen gemeinsam noch etwas und redeten weiter. Ein anderer bestellte gleich die gesamte Familie nach – Abendessen zu Hause fiel aus, die Familie speiste im „Alten Haus“.

Hier wird noch richtig gekocht

Monica Lions Konzept ist überzeugend, und das „Alte Haus“ sieht einer guten Zukunft entgegen. Mit gutem Essen, Musik und anderen Kulturveranstaltungen – so wie die Gäste es eben schätzen. Die Karte ist saarländisch, deutsch, französisch und italienisch. Die Knödel-Symphonie, wie man sie im Saarland liebt: Lyoner, Flammkuchen, Froschschenkel, Schnitzel, Rumpsteak, Salat-Variationen und Pasta mit mehreren Rezepturen. Als Bier gibt es Karlsberg, daneben verkaufen sie Champagner, Crémant und ausgewählte Weine. Hier findet jeder etwas nach seinem Geschmack.

Das Team ist geblieben, die Karte und die Rezepturen stammen von Monica Lion. Die Stammgäste sind geblieben, es kamen aber noch einige dazu aus den Läden, die Monica Lion vorher betrieb. Alle, mit denen ich sprach, waren mehr als zufrieden. Es ist einfach das „Daarler Wohnzimmer“. Man kennt sich und „schwoft“ auch gern mal etwas länger. Ihre Saucen machen sie hier aus Knochen selbst, hier wird also noch richtig gekocht. Viel Handarbeit mit frischen Kräutern aus dem Garten. Solch eine Karte verändert sich erfahrungsgemäß immer wieder. Freuen wir uns also auf all die französischen und saarländischen Spezialitäten, die mal auftauchen werden. Der Charakter der Speisekarte wird aber bleiben, da bin ich mir ganz sicher.

Kloßvariation „3 Knepp uff ähmol“

Wir bestellten uns Kloßvariationen, „3 Knepp uff ähmol“. Also Hoorische, Gefüllte und Leberknödel mit Speckrahmsauce, Sauerkraut und Kartoffelstampf. Alles tadellos, besonders die Sauce war unschlagbar. Der Fotograf nahm einen Singel-Ringel, ein kleiner gebratener Ring Lyoner mit Bratkartoffeln und Salat. Ich durfte probieren. Auch hier alles wunderbar, es schmeckte richtig gut! Wir tranken dazu Bier, das passte perfekt.

Wir hätten auch einen guten Tropfen auf der Weinkarte gefunden. Mir fiel ein Blanc de Noir aus dem Pfälzer Hause Bassermann/Jordan auf. Denn Rotweintrauben haben auch einen hellen Saft. Rot werden sie durch die Schale. Und darauf wird bei diesem Wein verzichtet. Der helle Saft wird abgefüllt, und solche Weine haben dann einen ganz besonderen Geschmack. Diese Weinkarte ist wirklich sehr abwechslungsreich. Regionale Winzer hier sind etwa Karl Petgen von der Obermosel oder Emil Boeckel aus dem Elsass.

Ganz ehrlich: Ich freue mich schon auf den nächsten Besuch im „Alten Haus“: Dann bestelle ich Französisch!

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Öffnungszeiten: Mo. bis Fr. 17 bis 1 Uhr, Sa. und So. geschlossen