Hilde & Heinz

Verifiziert von Rolf Klöckner
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Mainzer Straße 3, 66111 Saarbrücken, Deutschland
3 Mainzer Straße Saarbrücken Saarland 66111 DE
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Wirtshauskultur neu belebt

Bei „Hilde & Heinz” denken viele Saarländer an Gerd Dudenhöffer. Die Kunstfiguren des Kabarettisten haben aber nichts mit der Namensgebung des Saarbrücker Restaurants zu tun – es ist eine Hommage an die Großeltern der Betreiber.

In der Mainzer Straße 3 in Saarbücken hat ein neuer Laden aufgemacht, der die gute alte Wirtshauskultur mit etwas Retro-Gefühl wieder hochleben lässt. „Hilde & Heinz” heißt er, und dahinter stecken zwei junge Männer: Michael Arnold und Christian Probst. „Hilde & Heinz”? Dieser Name löst bei vielen Saarländern einen Reflex aus: Sie denken an die Fernsehserie „Familie Heinz Becker” von Gerd Dudenhöffer. Doch mit den zwei spießigen Hauptfiguren hat die Namensgebung nichts zu tun. „Tatsächlich hieß die Oma von Michael Mathilde und Christians Opa Heinz. Daraus wurde dann ,Hilde & Heinz‘. Auch die Grafik des Logos sind Fotos unserer Großeltern.” Damit wäre das geklärt. Das Wirtshaus ist groß und weitläufig, im Sommer bietet es zahlreichen Gästen im Hof – unter zwei Kastanien – jede Menge Platz. Die Betreiber haben alles renoviert: helles Holz überall an Theke und Wänden. Der hintere Teil, praktisch im Nebenzimmer, erinnert an eine alpenländische Einrichtung, wie man sie aus Süddeutschland, Österreich und der Schweiz kennt. Alles ist sehr einladend, und schon nach wenigen Wochen kann man sagen: Dieses Wirtshaus wird von den Gästen angenommen.

„Wir wollen traditionelle Küche kochen. Bodenständig mit gutem Preis-Leistungs-Verhältnis. Bei vielen vergleichbaren Läden ist das Getränkekonzept nicht ausgefeilt. Dies war ein Ansatz. Wir bieten ein breit gefächertes Angebot, das man so in Saarbrücken nicht findet”, sagt Christian Probst. Kooperationspartner bei Bier und Wein sind die Karlsberg-Brauerei in Homburg, die Braumanufaktur Bach in Neunkirchen und die Brauerei Aygner aus Bayern. Da Arnold und Probst während ihrer Anfangszeit in unterschiedlichen Cocktailbars in der Landeshauptstadt arbeiteten, legen sie auch großen Wert auf gute Cocktails. Immer frischer, selbst gemachte Zitronensaft, selbst gemachte Sirups. Größtenteils zumindest. Ein weiterer Kooperationspartner ist die „Winefactory”.

Die Gerichte sind bodenständig, also klassisch-bürgerlich

Bei den Speisen stehen traditionelle Gerichte im Vordergrund, teilweise etwas anders interpretiert. Immer bodenständig, nicht unbedingt immer saarländisch, eher klassisch-bürgerlich. Auch aus Bayern kommen Einflüsse, mit dem Backhendel etwa. Die Speisekarte ist in diesem Segment schon einmalig. Unter der Rubrik „Lieblingsgerichte” finden Gäste neben besagtem Backhendel-Wurstsalat oder den Heinz-Meter – eine Bratwurstschnecke mit Sauerkraut und Senf. Aber auch Käsespätzle und knusprigen Pans, das ist Schweinebauch mit Brezenknödel. „Oh backe” heißen hier die geschmorten Ochsenbäckchen mit Kartoffelpüree an einer Rotweinsoße. Weiterhin findet sich Pilz-Gulasch, also Champignons, Kartoffeln und Gemüse auf der Karte. Unter Keule verstehen sie hier ein Cordon Bleu vom Maishähnchen mit Farmerschinken, würzigem Käse sowie Pommes und Salat. Darüber hinaus hat die Karte Fleischklassiker, Saarland-Klassiker und Desserts zu bieten. Etwa Schnitzel Wiener Art, Heinz-Burger mit Bio-Rindfleisch, Brioche, Birne, Walnüssen und Ziegenkäse. Letzteres auch als vegetarische Variante ohne Fleisch. Zudem Klassik-Burger, gesottener Tafelspitz in Senfkruste mit Buttergemüse und Kartoffelpüree und Rinderrückensteak. Als Saarland-Klassiker finden sich Gefillde, also Kartoffelklöße mit Leberwurst, dazu Speckrahmsoße und Sauerkraut.

Es gibt aber auch Gemüsegefillde und natürlich Dibbelabbes und, wenig überraschend, Merguez. Die stammen eigentlich aus Nordafrika, wurden aber im Saarland eingemeindet. Kurz nach 17 Uhr, wenn sich die Türen des „Hilde & Heinz” öffnen, füllt sich langsam aber stetig der Garten. Die Leute genießen es augenscheinlich, sich hier in diesem historischen Ambiente des Sankt Johanner Hofes mit Freunden zu treffen und zu speisen. Ab 19.30 Uhr ist alles besetzt. Der Laden läuft. Die Betreiber sind übrigens große Fans des Saarbrücker Pop-Art-Künstlers Mike Hieronymus. Ein großes Bild von ihm hängt im Wirtshaus. Sie betreiben auch noch am Theater das „Schillers”. Auch dort findet man drei Bilder vom angesagten Künstler. Eine Besonderheit hier sind auch die Wirtshaus-Tapas: Kleinigkeiten aus der Küche, die man als Vorspeise oder Snack bestellen kann. Man kann drei, sechs oder neun auswählen oder sie auch als Hauptgang bestellen. Hier haben sich die Betreiber wohl an den Wünschen der Kunden orientiert, denn viele bestellen heute nicht mehr klassisch Vorspeise, Hauptgang, Dessert. Heute ist mehr denn je Vielfalt gefragt. Und ich beobachte, wie an den Nebentischen mehrere Menschen viele dieser Tapas ordern und sich teilen. Die Auswahl ist ja auch beeindruckend. Von Nürnberger auf Sauerkraut, über Wildkräutersalat, Laugengebäck mit Obazda, Bergkäse, Kartoffelsalat bis zu Ziegenkäse finden sich unter dieser Rubrik auf der Karte insgesamt 17 Positionen. Unter den Überschriften „Brotzeit, Salate, Suppen” gibt es weitere Angebote. Die Auswahl ist sehr groß.

Wirtshaus-Tapas als Vorspeise oder Snack zwischendurch

Ein weiterer Partner der beiden, so erfahre ich während unseres Gespräches, ist Stefan Bruch. Er betreibt die Firma Bruch Foods GmbH in St. Wendel und ist auch an diesem Geschäft beteiligt. Er arbeitet im Hintergrund und stärkt ihnen den Rücken. Weitere Geschäftspartner sind Fleischwaren Schwamm, Charlotte-Eis und die Bäckerei Mischo aus dem Bliesgau. Entsprechend finden sich Eisbecher und Waffeln als Dessert auf der Karte.

Die Weinkarte allein ist schon ein Grund, das „Hilde & Heinz” zu besuchen, ist. Für ein Wirtshaus eine ganz besondere Karte. „Hilde & Heinz” haben auch ihre eigenen Tropfen. Ihre Partnerin und Beraterin ist Tina Pfaffmann. Sie betreibt ihr eigenes Weingut in Frankweiler in der Pfalz. Für „Hilde & Heinz” hat sie mehrere Cuvées gemacht. Der Slogan des Hauses ist ja Wirtshaus und Trinkkultur. Und das merkt man hier. So finden sich ein Weißweincuvée aus Weiß- und Grauburgunder. Aber auch Riesling-Weine. Von der Saar etwas von Van Volxem, aus dem Elsass Emile Boeckel, aus Rheinhessen Bernhard „Entspann Dich”. Markus Schneider, der Rotweinkultwinzer, ist auf der Karte ebenso vertreten. Aus dem Hause Knipser halten sie hier eine Cuvée aus Chardonnay und Weißburgunder vor. Namen, die man in solch einem Wirtshaus nicht erwartet. Solche Weine findet man normalerweise in Edelbistros und Sternerestaurants.

Zudem gibt es Trauben, die man auch nicht überall findet. Etwa die Scheurebe von Emil Bauer aus der Pfalz. Tina Pfaffmann ist mit einem Sauvignon blanc vertreten, eine Rebe, die vor allem an der französischen Loire angebaut wird. Aber auch ein Lugana aus Italien und ein Bodegas Fontana aus Spanien sind auf dieser mit viel Sachverstand zusammengestellten Karte vertreten. Selbst in der von mir nicht unbedingt geliebten Abteilung Rosé machen mich die drei Weine neugierig: eine Cuvée von „Hilde & Heinz” aus St. Laurent-Trauben, Bernhards „Erfrisch Dich” und vom großen Weingut Knipser ein Rosé auf Cabernet-Basis.

Das Konzept überzeugt Gäste und Tester gleichermaßen

Fazit: Saarbrücken ist um eine weitere Attraktion reicher! Das Konzept hier passt. Ein wunderschönes Gasthaus mit einer sehr bemerkenswerten Speise- und Getränkeauswahl. Ich freue mich schon auf den nächsten Besuch bei „Hilde & Heinz”.

Hilde & Heinz 4 Jahren.
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