Neue Mohr’sche Anlage

Verifiziert von Rolf Klöckner
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Metzer Straße 137, Saarbrücken, Deutschland
137 Metzer Straße Saarbrücken Saarland 66117 DE

Seit rund anderthalb Jahren steht die „Neue Mohr’sche Anlage“ in Saarbrücken an der Grenze zu Frankreich unter neuer Führung. Seitdem haben sich Ia und Anthony Möller in die Herzen ihrer Stammkunden gekocht.

Es gibt nicht viele Gasthäuser an der Grenze, die von Menschen sowohl aus Frankreich als auch aus Deutschland frequentiert werden. Gegenüber des Saarbrücker Hauptfriedhofs liegt das Restaurant „Neue Mohrsche Anlage“. Dieses Haus ist eines der wenigen, bei dem das der Fall ist. Von morgens bis abends treffen sich hier Gäste aus Frankreich und Deutschland. Doch, wie kam das Haus zu seinem Namen?

Noch vor ein paar Jahrzehnten war die saarländische Bierlandschaft geprägt von vielen kleinen Brauereien. Oft sehr regional. Manchmal sogar so regional, dass sie fast nur in ihrem eigenen Stadtteil aktiv waren. So war die Alt-Saarbrücker Metzer Straße mit dem Hof und den dahinter liegenden Felsenkellern einst die Braustätte der Alt-Saarbrücker Bierbrauerfamilie Mohr. 1822 gründeten die Mohrs ihre Braustätte mit dem Ziel, ihre eigene Gastronomie mit eigenem Gerstensaft zu versorgen. Sie gaben der Brauerei den Namen „Bergbrauerei Mohr“.

Bald schon belieferte die Alt-Saarbrücker Brauerei auch Kunden außer Haus. Die eigene Gastronomie in der Metzer Straße wurde zu klein, eine neue musste her. Also ging man an die deutsch-französische Grenze, nannte das neue Wirtshaus dort „Neue Mohrsche Anlage“. Seit dieser Zeit ist diese Gastronomie ununterbrochen bewirtschaftet worden. 1937 kaufte Parkbräu die Brauerei. Es heißt, Familie Mohr musste Deutschland verlassen, weil sie jüdische Wurzeln hatte. Ja, so war das in dieser Zeit leider.

Ich erinnere mich noch an meine Kindheit, dass es in Alt-Saarbrücken zahlreiche Gaststätten der Parkbräu-Brauerei gab. Denn diese hatte ja auch die zahlreichen Gastronomien der Familie Mohr übernommen. Im Volksmund heißt das Gasthaus auch „Zur letzten Träne“. Gegenüber dem Hauptfriedhof gelegen, fand und findet hier so mancher „Leichenimbiss“ statt. Ich kenne das schon aus meiner Kindheit.

Schon als Kind von Omas Küche fasziniert

Bis heute wird hier am Tresen Parkbräu gezapft. 2014 übernahm Erich Gottfreund und prägte das Haus mit seinem Konzept. Doch während der Corona-Pandemie ging er in Rente. Die heutigen Betreiber sind ein Ehepaar, Ia und Anthony Möller. Anthony Möller erzählt: „Als Erich in Rente gehen wollte, sagten wir ihm, wir würden gern das Restaurant übernehmen. Ich arbeitete ja schon länger bei ihm als Koch. Und am 3. Juni 2021 eröffneten wir!“ Hier kommen Leute her, die sich miteinander austauschen wollen. Rund um den Tresen laufen immer interessante Gespräche. Anders, als es der Zeitgeist will! Heute treffen sich in Saarbrückens Süden, nur einen Steinwurf von der Grenze entfernt, deutsche und französische Gäste, um bei einem Pastis oder Bier die Weltpolitik oder auch Regionales zu diskutieren.

Anthony interessierte sich schon als Kind für die Küche. Er begleitete gern seine Großmutter in die Küche, um ihr zu helfen. Oma kochte immer sehr gut. Er beobachtete sie an den Töpfen und half ihr, so gut er konnte. Der heute 37-Jährige lernte als Erstes, daran erinnert er sich noch genau, wie man eine Vinaigrette macht. Als 16-Jähriger war dann für ihn klar: Er wird eine Kochausbildung machen. In Freimengen-Merlenbach ging er in die Kochschule. Er wohnte damals in Stiring-Wendel. Aus dieser Stadt kommen heute auch zahlreiche Gäste zu ihm.

In dieser Zeit arbeitete er auch im „Hotel Au Cheval Blanc“ in Niedersteinbach im Elsass. Danach ging er in ein Restaurant nach Sélestat. Nach bestandener Prüfung begann sein Arbeitsleben als Koch. Zuerst beim Militär, danach ging er an den St. Johanner Markt in Saarbrücken, zu Bruch Nummer 1. Dann wieder zurück nach Frankreich. Weitere Stationen: „Café de la Paix“ in Großblittersdorf. Dann wieder zurück nach Deutschland: ins „Buffalo Steakhaus“ am Rathaus. Dort lernte er seine Frau Ia kennen. Sie stammt aus Georgien und kam 2003 nach Deutschland. Nach fünf Jahren im Steakhaus ging Anthony zu Erich in die „Neue Mohrsche Anlage“, die er heute mit seiner Frau betreibt. Insgesamt haben sie hier 13 Angestellte, denn sie machen es hier wie vorher: Es gibt eine Mittagsschicht und eine Abendschicht. Bei unserem Besuch arbeiteten in der Küche noch Suk Ratana und Patrick Koczkas. Im Service waren neben Ehefrau Ia noch Ana Mklavishvili und Ngo Srey Mao.

Jede Woche gibt es vier Stammessen

Anthony kocht gern traditionell und klassisch. Bürgerlich, bodenständig, aus beiden Ländern. 90 Prozent der Produkte sind frisch und handgemacht. Die Portionen sind reichlich. Seine Fonds kocht er selbst. Auch die Kuchen backt er selbst. Ansonsten gilt hier: essen, trinken, schwätzen! Das Haus lebt größtenteils von Stammgästen. Die Preise und die Qualität der Speisen kommen beim Stammpublikum gut an: Bei unserem Besuch mittags war das Haus voll. Zahlreiche Menschen, die im Industriegebiet Süd arbeiten, kommen zum Mittagessen hierher.

Jede Woche gibt es vier unterschiedliche Stammessen, die durch weitere Angebote ergänzt werden. Bei unserem Besuch war zu lesen: Kartoffel-Blumenkohl-Eier-Auflauf mit Salat; Linguine mit Fenchel und Salsiccia in Tomatensauce; Schnitzel mit Steinpilzsauce und Pommes frites sowie hausgemachte Rinderroulade mit Rotkraut und Klößen. Weiter zum Mittagsangebot gehörten: Wurstsalat mit Bratkartoffeln; bunter Salatteller mit Hähnchenbruststreifen; Gefillde mit Speckrahmsauce und Sauerkraut; Rumpsteak mit Pommes frites und Salat sowie griechischer Salat mit Feta und Oliven.

Wir bestellten uns als Vorspeise Paté und Crudité, wie man es aus französischen Bistros kennt. Tadellos! Danach nahm der Fotograf Rinderroulade und ich entschied mich für Kartoffel-Blumenkohl-Eier-Auflauf mit Salat. Das hat richtig Freude bereitet. Die Roulade war nicht unterwürzt, sehr schön geschmort, und mein Auflauf kam genauso daher, wie ich ihn mir vorgestellt hatte. Ich trank dazu ein Bier. Die besondere Grenzsituation dieses Gasthauses prägt auch die übrige Speisekarte: Ob nun die in Frankreich so beliebten Froschschenkel auf der Wunschliste stehen, die deftigen saarländischen „Gefillde“ oder „Hoorische“, hier wird jeder fündig. Neben einer speziellen Karte mit Flammkuchen gibt es auch Steaks und Muscheln. Dazu außerdem regionale Spezialitäten aus Frankreich und dem Saarland: Buwespatze in Steinpilzsauce mit Salat, Tonis ungarisches Gulasch, Entrecôte vom Charolais-Rind oder Kalbsnieren in Senfsauce.

Kleine Weinkarte, die für alle etwas bietet

Die Weinkarte ist überschaubar, aber auch hier lässt sich für jeden etwas finden. Etwa vom Weingut Gregor Frank in Nennig ein Elbling-Rivaner vom Nenniger Schlossberg, ein Côtes du Rhône der Domaine Pélaquié oder ein Roter aus dem Languedoc-Roussillon. Das Haus hat einen Bistro-Bereich rund um die Theke und linker Hand einen Restaurantbereich. Dazu einen Biergarten und eine Seitenterrasse für den Sommer. Das Bistro-Restaurant verfügt über eine sonnige Terrasse, im Sommer wird es schwer hier einen Platz zu finden. Auf bequemen Stühlen nehmen täglich die Stammgäste Platz. Täglich! Vorne hat es mehr den Charakter eines Biergartens, neben dem Haus herrscht mehr Ruhe zum ausgedehnten Essen.

Rund um die Theke wird viel „geschwätzt“, auf Deutsch und Französisch. Schön, dass es solche Betriebe noch gibt!

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