Sie lieben es einfach, Gäste zu bewirten: Rita und Erich Huber. Die Vollblut-Gastwirte sind seit vier Jahrzehnten im Einsatz für den guten Geschmack. Unser Kolumnist war erneut begeistert von seinem Besuch im „La Petite Maison“ in Homburg-Erbach.

Nach längerer Zeit besuchte ich mal wieder Rita und Erich Huber in ihrem kleinen Haus im Homburger Stadtteil Erbach. Wir kennen uns seit Jahrzehnten und ich freute mich auf ein Wiedersehen. Ein sonniger Juli-Abend, die Terrasse ist eingedeckt, was will man mehr? Wir waren etwas früher als die Gäste, sodass wir uns noch gemeinsam in den herrlichen Garten setzen konnten. Und Küchenchefin Rita Huber hatte eine klare Botschaft: „Es ist uns ganz wichtig, nach 40 Jahren Gastronomie unseren treuen Gästen ein großes Dankeschön für all diese Jahre zu sagen. Das sind Gäste, die uns vier Jahrzehnte begleiten zum Teil. Auch neue Gäste kamen dazu, aber auch Familien, die mittlerweile mit drei Generationen kommen. Dafür sind wir sehr, sehr dankbar!“
Vielfach wurde ihre Küche ausgezeichnet
Mittlerweile sind sie in den eigenen vier Wänden, haben sich verkleinert, sind aber sehr glücklich hier in Erbach. Das Beste was ihnen passieren konnte, sagt sie. Unterstützt werden sie von einer sehr netten und kompetenten Servicekraft, die schon 13 Jahre im Haus ist, und Ritas Schwester in der Küche. Mehr ist nicht nötig für die bis zu sechs Tische drinnen und draußen.

Als ich 1998 meinen ersten zweisprachigen Restaurantführer „Regioguide“ schrieb, waren auch Rita und Erich Huber darin. Und 2001, schon im „Petit Château“, schrieb ich über sie: „Restaurant der Region. Lange haben die Hubers das „Chasseur“ betrieben. Seit Anfang 2000 haben sie nun ihren Traum verwirklicht und haben sich ein traumhaftes Ambiente im „Petit Château“ geschaffen. Kompetent und freundlich schon der Empfang und danach die Ansage: „Sie können gern draußen essen, oder im Wintergarten, oder im Restaurant. Selbstverständlich können Sie jederzeit wechseln, wir halten Ihnen jeweils im anderen Bereich einen Tisch frei“. So etwas nenne ich kundenorientiert, so etwas nenne ich Gastronomie der Zukunft. Die intelligent zusammengestellte Weinkarte mit kleinen, preisgünstigen Positionen mit großem Geschmack ließ während des ganzen Abends am Tisch richtig Freude aufkommen. Das ungemein kreativ gekochte Menü, handwerklich perfekt zubereitet, war von solch außergewöhnlichem Geschmack, dass ich heute noch, beim Schreiben dieser Zeilen, den einen oder andern Gang auf der Zunge wieder erkenne… Ich würde mich nicht wundern, wenn die Kochlöffel, die Mützen und Sterne Einzug in ihr kleines Schloss nehmen würden.“

Das war in der Ausgabe 2001 und bis auf den Stern wurden sie von zahlreichen nationalen Restaurantführern ausgezeichnet. Jetzt sind sie schon fast zehn Jahre im „Petite Maison“ und alles ist entspannter. Allerdings war der Anfang ganz anders. Am 14. Mai 1984 in einem kleinen Tagescafé, namens „Der Weck“, haben sie in der Marktpassage in Homburg angefangen. Dieses Tagesgeschäft half Rita aus gesundheitlichen Gründen damals sehr gut. Allerdings kam der Stress dann anders. Denn zwei Jahre später übernahmen sie in Homburg noch einen Imbiss im Schwimmbad. Und etwas später, 1987, kam die Anfrage der Brauerei Karlsberg, am Bostalsee zu helfen. Dort stand das zehnjährige Jubiläum des Bostalsees auf dem Terminplan und in Bosen am Campingplatz gab es keinen Pächter. Rita sagt: „Damals hatten wir noch einen Sprachfehler. Wir konnten nicht Nein sagen.“
Das machten sie drei Jahre neben den Verpflichtungen in Homburg. Erich war zu der Zeit noch bei der Bahn, das war kein leichtes Brot! Das war dann zu viel. Er ließ sich bei der Bahn entlassen und stand jetzt ganz seiner Frau zur Seite. Sie gaben Café und Imbiss auf und orientierten sich nach Sanddorf in die „Auberge du Chasseur“. Dort blieben sie eine Zeit lang, schon mit Auszeichnungen von „Feinschmecker“ und Co. Allerdings war der Wille des Besitzers zu investieren und zu renovieren eher gering und so stand der Abgang bevor.

Nach zehn Jahren war es so weit. Sie hörten vom alten „Gut Königsbruch“, das zu vermieten sei. Sie kauften Möbel und vieles mehr. Einen Tag vor dem Notartermin ist das gescheitert, weil einer aus der Erbengemeinschaft nicht wollte. Was tun? Ein Gast der beiden, Peter Rotgerber, war selbst dabei, umzumziehen und bot ihnen sein bisheriges Haus als Restaurant an. Das klappte! Rita Huber erklärt: „Weil das mit dem großen Schloss, Gut Königsbruch, nicht klappte, nannten wir unser neues Restaurant das kleine Schloss, le petit château!“
Aus dem großen wurde das kleine Schloss
Daher der Name, das war im Januar 2000. Dort begann ihr Siegeszug dann richtig. Viele Auszeichnungen, Aufnahme in wichtige kulinarische Vereine – Rita wurde als Frau sogar in die Weinbruderschaft von Toul aufgenommen. Was in dieser Zeit nicht selbstverständlich war! Sie war auch mit dem „Verein der Köche des Saarlandes“ viel in der deutsch-französischen Jugendbildung unterwegs. Ganz stolz sind die beiden auf ihre Ausgebildeten. Nochmals Rita Huber: „Ob in der Küche, als Köchinnen und Köche oder bei Erich im Service als Restaurantfachkräfte, wir kamen auf 64 Auszubildende bei uns über diese Jahre. Einige machten eine außergewöhnliche Karriere, etwa Matthias Spurk, der im „Gästehaus Klaus Erfort“ zum Pâtissier des Jahres ausgezeichnet wurde. Auch heute im „Esplanade“ erhält er immer noch Auszeichnungen.“

So klingt ein Leben für die Gastronomie nach 40 Jahren. Bei Erich war das anfangs ja noch Doppelbelastung, öffentlicher Dienst und Gastronomie, und somit sind es bei ihm 50 Jahre. 2025 werden sie den Betrieb weiter runterfahren, ab dem 1. Januar hat das Restaurant nur noch donnerstags und freitags geöffnet. Was aber bleibt, sind die Kochkurse jeden zweiten Mittwoch im Monat, die die Chefin für Interessierte anbietet. Für fünf bis sechs Personen. Ab 15 Uhr ist das jeweils geplant, fragen Sie aber gern nochmals nach!
Natürlich haben wir hier wieder ausgezeichnet gegessen. Das kenne ich bei Familie Huber auch nicht anders! Als Amuse-Bouche gab es eine kleine Praline aus Entenleber-Mousse, ein Cocktail aus Wassermelone und Tomate sowie einen Couscous-Salat. Das war ja schon mal der richtige Anfang.

Dann kam der erste Gang: Aprikosen-Zucchini-Salat, Rucola-Pesto und Garnelen. Der Jahreszeit entsprechend, begonnen mit einem wunderbaren Gang, der sich hervorragend von grünen Salatblättern unterschied. Erich erzählte mir, dass Rita ohne Trüffel nicht gern koche. So überraschte sie uns mit dem zweiten Gang: Tagliolini á la crème mit frischem Trüffel aus dem Piemont. Das war auch mein Geschmack. Toll! Der Fotograf bekam danach Streifen vom Rinderfilet mit Cognacpfeffersauce und Tagliolini. Ich habe probiert und war begeistert.
Mich interessierte dagegen eine spanische Spezialität: Iberico-Secreto, sous vide gegart, Gartenkräuter und Blumenkohl-Mousseline. Dieses Stück vom Schwein wird in Spanien als Geheimnis gepriesen, wie der Name ja schon sagt. Es ist ein fächerförmiger Muskel, der etwas versteckt zwischen Rücken und Rückenspeck liegt. Viele Köche in Spanien und Portugal schwören auf dieses Stück, hierzulande ist es nicht so bekannt. Auch die Blumenkohl-Mousseline war etwas ganz besonderes. Ein Erlebnis. Zum Abschluss das richtige Dessert: marinierte Erdbeeren mit Panna Cotta sowie Amarettini und Pastisschaum. Wieder mal ein beeindruckender Abend! Ich hoffe, es geht hier noch lange weiter.
La Petite Maison
Rita und Erich Huber
Simonstraße 1
66424 Homburg-Erbach
Telefon 06841-15211
Dienstag bis Samstag ab 18 Uhr