Erhalt durch Verzehr

Vom 10. bis zum 25. Mai stehen dieses Jahr wieder die sogenannten Glanrindwochen an, die Jahr für Jahr von Slow Food Saarland organisiert werden. Unser Gastrotester hat sich für die heutige Ausgabe mit unserem Fotografen Thomas Wieck und Gastronom Jürgen Schnabel auf den Weg zum Glanrindzüchter Christian Ritzmann gemacht.

Die Glanrinder von Christian Ritzmann beäugen neugierig die Gäste aus dem benachbarten Saarland – Foto: Thomas Wieck

Unser Weg führt uns heute zum Glanrindzüchter Christian Ritzmann in die Pfalz, genauer gesagt nach Winnweiler und ins Stammland dieser interessanten Rinderrasse. Die Fahrt dorthin dauert etwa eine Stunde. Zeit genug, um den Gastronomen Jürgen Schnabel nach seiner Motivation zu fragen, bei diesen Glanrindwochen vom 10. bis zum 25. Mai mitzumachen. „Wir unterstützen die Bauern der Region, denn wer Fleisch direkt von Bauern oder Jägern aus regionaler und artgerechter Haltung und Herkunft sucht, findet dieses bei uns“, erzählt der Chef von „Schnabels Restaurant“. „Wir unterstützen die regionalen Bauern aus dem direkten Umland, indem wir faire Preise für eine hervorragende Qualität zahlen. Ökonomisch, ökologisch, sozial nachhaltig. Der Mehraufwand lohnt sich für uns alle, die Tiere haben ein artgerechtes Leben mit viel Bewegung, keinen Schlachtstress, kurze Wege sowie keine Mast und der Verzicht auf Antibiotika garantieren eine hervorragende Fleischqualität. Das überträgt sich natürlich auch auf die Qualität und den Geschmack auf dem Teller.“

Gastronom Jürgen Schnabel (links) und Züchter Christian Ritzmann – Foto: Thomas Wieck

Schnabel erzählt, dass er vom Bauernhof komme, damit groß geworden sei. „Gesundheit, Geschmack, Umweltschutz, Tierschutz sowie Unterstützung der lokalen Betriebe – all das motiviert mich. Dazu Verantwortungsbewusstsein und kulturelle Bedeutung wie in diesem Fall sowie Regionalität“, betont er.

Warum er sich vor allem für den Hof Ritzmann interessiere, möchte ich wissen. Schnabel erklärt, dass er schon einiges über den Hof gehört habe, und als einmal eine Sendung im SWR-Fernsehen darüber kam, sei ihm klar geworden: Da müsse er einfach hin! Das ist schon einige Zeit her, und Schnabel und Ritzmann verstanden sich auf Anhieb. Deshalb bezieht er das Glanrind und die Gänse für sein Restaurant seither von diesem Hof. Auf dem Hof sei alles vorhanden, Fleisch und Wurst werden vor Ort hergestellt und weiterverarbeitet. Das perfekte Argument für Schnabel.

Eine Auswahl der Wurst- und Fleischprodukte – Foto: Thomas Wieck

Nach unserer Ankunft lerne auch ich Christian Ritzmann kennen – und sofort schätzen. Er erzählt uns von seiner Motivation, Glanrinder zu züchten: „Die historische Bezeichnung war ursprünglich Glan-Donnersbergrind. Der Donnersberg ist von hier etwa fünf Kilometer weg. Die Tiere legen Energiespeicher an, diese sind im Fett. Und bei jedem Stück Fleisch, dass auf dem Teller liegt, sind wir froh, dass wir dieses Fett im Fleisch haben. In diesem Fett ist alles drin, was die Tiere fressen. Die Kräuter etwa und auch die Vielfalt bei der Fütterung. All das finden wir dann auf dem Teller.“

Glanrinder galten vor gar nicht langer Zeit als fast ausgestorben. Wie es um die Entwicklung zur Erhaltung dieser Rasse steht, möchte ich wissen. „Es geht aufwärts“, betont Ritzmann. „Zum Glück wird der Erhalt ja auch vom Staat gefördert. Doch die Hauptförderung ist, dass Gastronomen wie Jürgen Schnabel die Tiere auf ihre Karte setzen. Wir können sie nur erhalten, wenn sie in der Gastronomie auch gegessen werden.“ Auch wenn dies im ersten Moment widersinnig klingt – Erhalt durch Verzehr. Aber durch die regelmäßige Zucht vergrößert sich die Population insgesamt.

Das Ambiente in „Schnabels Restaurant“ in Gersweiler ist rustikal und sehr gemütlich – Foto: Thomas Wieck

Hof Ritzmann in Winnweiler bietet eine Vielzahl von landwirtschaftlichen Produkten an. Der Betrieb ist bekannt für seine Tierhaltung, die Glanrinder, Wollschweine, Berkshire-Schweine, Bauernhähne, Puten und Gänse umfasst. Der Betrieb ist Teil einer fast 300-jährigen Tradition auf dem Kahlheckerhof. Die Produkte können während der Öffnungszeiten im Hofladen erworben werden. Die auf dem Hof groß gewordenen Tiere werden in einer eigenen Hofmetzgerei zu feinen Spezialitäten veredelt. Wie Glanrindfleisch, Schweinefleisch, Bauernhähne, saisonale Gänse und Puten, Wurst und Schinken.

Auch im Saarland beheimatet

Christian Ritzmann verarbeitet die Tiere auf seinem Hof und liefert sie an Restaurants und Läden – Foto: Thomas Wieck

Im Saarland beziehen die Kunden Fleisch vom Glanrind beim Keimbacher Hof und bei Biolandhof Meiers. Was gegessen wird, kann man also auch erhalten. Mit dem Projekt „Arche des Geschmacks“ der Slow Food Stiftung für Biodiversität bewahrt Slow Food rund um den Globus regional bedeutsame Lebensmittel, Nutztierarten, Kulturpflanzen sowie traditionelle Zubereitungsarten vor dem Vergessen und Verschwinden. Das Glanrind ist Archepassagier und Delikatesse gleichzeitig – und direkt vor unserer Haustür. Durch die Arche erleben Menschen, dass die an regionale Klima- und Bodenverhältnisse angepassten vielfältigen alten Rassen nicht nur einzigartig schmecken, sondern Bodenfruchtbarkeit, Kulturlandschaften sowie spezifische landwirtschaftliche Praktiken und Traditionen erhalten.

Das Glanrind ist eine traditionelle Hausrindrasse, die, wie erwähnt, ursprünglich in Rheinland-Pfalz, aber auch im Saarland beheimatet ist. Ihr Ursprung geht auf eine Züchtungsverordnung von Herzog Christian IV. aus dem Jahr 1773 zurück. Nachdem die Rasse fast ausgestorben war, hat sich der Bestand inzwischen wieder erholt. Verschiedene Landwirte züchten heute wieder Glanrinder und legen dabei Wert auf die Fleischqualität. Die Gesamtzahl beläuft sich inzwischen wieder auf rund 2.000 Tiere. Glanrinder sind gern unterwegs in hügeligem Gelände in rauer Landschaft mit Magerstandorten und grünen Wiesen. Hier werden Tiere gebraucht, die der Umgebung angepasst und widerstandsfähig sind. Für Landschaftsschutz und -pflege spielen sie ebenso eine wichtige Rolle. Sofern ein Unterstand vorhanden ist, können sie ganzjährig im Freien gehalten werden.

In Schnabel’s Restaurant in Saarbrücken – Foto: Thomas Wieck

Glanrinder fast ausgestorben 

Die Züchtung dieser Rasse lohnt sich aber für die Züchter nur, wenn das Fleisch auch aktiv vermarktet wird. Vor diesem Hintergrund lädt Slow Food Saarland gemeinsam mit engagierten Züchtern, Gastronomen und Hofläden auch in diesem Jahr wieder zu den Glanrindwochen ein. Vom 10. bis zum 25.  Mai kann man in den aufgeführten Restaurants in der Region (siehe Infobox) verschiedene Gerichte mit dem Fleisch des Glanrinds genießen – und das in einer Form, die weit über „nur als Steak“ hinausgeht. Der Kreativität der Gastronomen und der geschmacklichen Vielfalt dieser alten Nutztierrasse sind dabei keine Grenzen gesetzt. Ziel der Aktion ist es, den Bekanntheitsgrad des Glanrinds zu steigern und so weitere Landwirte für seine Züchtung zu motivieren.

Eine weitere Variante: Pastrami vom Glanrind an mariniertem Bruchsaler Spargel und Café-de-Paris-Dip – Foto: Thomas Wieck

Wieder zurück in Gersweiler präsentiert uns Jürgen Schnabel seine Sonderkarte für die Glanrindwochen. Und ich kann alle Leser dieses Artikels nur dazu ermutigen, an den Glanrindwochen teilzunehmen – egal in welchem der teilnehmenden Restaurants. Denn das Produkt schmeckte sehr gut. Schnabel beispielsweise präsentiert uns kleine Würstchen vom Glanrind namens „Pastrami vom Glanrind an mariniertem Bruchsaler Spargel“ sowie „geräucherte Bratwurst vom Glanrind an pikantem Bliesgau-Linsensalat“ als wohlschmeckende Vorspeisen. Danach folgen „Wiener Tafelspitz vom Glanrind mit Markknochen, Wurzelgemüse und Kartoffeln“ und ein herausragendes „Bœuf bourguignon mit grünen Spargelspitzen und saarländischen Mehlknepp“. Alles herausragend und macht verdammt viel Lust auf das, was während der Glanrindwochen noch alles kommen wird.

Auf der Internetseite von Slow Food Saarland (www.slowfood.de/netzwerk/vor-ort/saarland) finden Interessierte noch weitere Veranstaltungen während der Glanrindwochen, die Slow Food Saarland vorbereitet hat. Alle hier aufgeführten Restaurants werden mit ihrer eigenen Kreativität besondere Leckerbissen vorbereiten.

Teilnehmende Restaurants:

Unter der Linde

St. Arnualer Markt 8

66119 Saarbrücken

Telefon 0681-95906699

www.unterderlin.de

Wern’s Mühle – Landhaus im Ostertal

Brückenstraße 37

66564 Ottweiler-Fürth

Telefon 06858-6999211

www.werns-muehle.de

Zum Dompropst

Marktplatz 19

66687 Wadern

Telefon 06871-8762

www.dompropst-wadern.de

Kirschweiler Brücke

Kirschweiler Brücke 2

55743 Kirschweiler

Telefon 06781-33383

www.kirschweilerbruecke.de

Gasthaus Rech

Zum Steinhaus 4

66571 Eppelborn-Habach

Telefon 06881-6708

www.gasthaus-rech.de

Das Gasthaus im Panzhaus

Panzhaus 129

54314 Greimerath

Telefon 06587-991284

www.panzhaus.de

Gräfinthaler-Hof

Gräfinthal 6

66399 Mandelbachtal

Telefon 06804-91100

www.graefinthaler-hof.de

Schnabels Restaurant

Hauptstraße 24

66128 Saarbrücken-Gersweiler

Telefon 0681-9704142

www.schnabels-restaurant.de

Hämmerles Restaurant

Bliestalstraße 110A

66440 Blieskastel

Telefon 06842-52142

www.haemmerles.de

Züchter, Hofläden, Produzenten:

Hof Ritzmann

Kahlheckerhof 3

67722 Winnweiler

Telefon 06302-2988

www.facebook.com/Hof.Ritzmann

Landwirtschaft Markus Linn

Bahnhofstraße 2

54421 Hinzert-Pölert

Telefon 06586-992368

glanrind-zucht-markus-linn.jimdosite.com

Keimbacher Hof

Matthias Beck und Sonja Sartorius

Keimbachhof

66606 St. Wendel

Telefon 06851-8000193

www.keimbacher-hof.de

Biolandhof Meiers

Stefanie Meiers-Hoffmann
Im Dell 28

66679 Losheim-Rimlingen

Telefon 06872-4846

www.biolandhof-meiers.de

italianDelight Pastamanufaktur

Mainzer Straße 107

66121 Saarbrücken

Telefon 0681-93289828

www.pastamanufaktur-sb.de

Metzgerei Petermann

Hauptstraße 65

66386 St. Ingbert

Telefon 06894-6770

www.metzgerei-petermann.com

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