Angelo

Verifiziert von Rolf Klöckner
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Saargemünder Straße 28, 66129 Saarbrücken, Deutschland
28 Saargemünder Straße Saarbrücken Saarland 66129 DE

Aus Tradition gut

Das italienische Restaurant „Angelo“ in Saarbrücken-Bübingen ist seit Jahrzehnten weit über die Grenzen der Landeshauptstadt hinaus bekannt und geschätzt. Tochter Anita Bonaffini und ihr Mann Toni setzen das fort, was der inzwischen 75 Jahre alte Namensgeber 1973 begann.

Das „Angelo“ in Saarbrücken Bübingen genießt seit Jahrzehnten einen guten Ruf. Vor fast 50 Jahren hatte Angelo Bonaffini das nach ihm benannte Restaurant eröffnet. Mittlerweile ist der heute 75-Jährige in Rente. Ursprünglich war der Standort ein paar Meter weiter, in der sogenannten Felsenhöhe. Ich erinnere mich, dass ich dort vor Jahrzehnten mal war. Seine Tochter Anita erinnert sich, dass die Gäste Schlange standen, um bei ihrem Papa eine Pizza zu essen, und irgendwann baute er am heutigen Standort.

Das linke Haus ist das Hotel, das rechte das Restaurant – verbunden mit einem wunderschönen Garten. Der Papa hatte schon viel Erfolg, und irgendwann übernahmen Tochter Anita Bonaffini und Schwiegersohn Toni. „Wir haben Gäste, die kannten mich schon als Kind“, erzählt Anita Bonaffini. „Es ist ziemlich familiär bei uns. Wir haben einen Gast, Herr Leinen, der sitzt jeden Mittag am selben Tisch. Seit 28 Jahren. Er ist mittlerweile 96 Jahre alt und kommt täglich vom Eschberg zu uns. Unser Koch kreiert für ihn jeden Tag eine Köstlichkeit, und jeden Tag sagt der treue Stammgast uns, es habe fantastisch geschmeckt!“

Familie Bonaffini kann zu Recht stolz darauf sein, dass der ältere Herr ihr Restaurant so schätzt, denn es spricht eindeutig für sie. Wenn man gut kocht, passiert so etwas. Und gut gekocht wurde und wird hier schon immer. Die Familie arbeitet mit regionalen Händlern zusammen, und hier herrscht noch echtes Kochhandwerk. Alles, was irgend möglich ist, machen sie selbst. Ob Pasta, Lasagne, Ravioli, Gnocchi – alles frisch und von Hand gemacht.

Einen weiteren Koch zu finden ist derzeit sehr schwer

Seit der Eröffnung des Familienunternehmens „Hotel und Restaurant Angelo“ im Jahr 1973 gehört es zu ihrer Philosophie und Tradition, ihre Gäste und deren Zufriedenheit und Wohlbefinden zur absoluten Priorität zu machen. Hierzu tragen die persönliche, herzliche und familiäre Atmosphäre in diesem Haus seit Jahrzehnten bei. In ihrer Enoteca bieten sie viele italienische Spezialitäten und Weine auch für zu Hause an. Deshalb kommen viele Feinschmecker gerne hierher. Manche Familien gehen mittlerweile bereits über Generation hinweg zu „ihrem Italiener Angelo“. Koch Antonino Varsalona wird bald 60 Jahre und steht hier seit 40 Jahren am Herd. Seine Spezialität ist die klassische italienische Küche. Und Klassiker gibt es einige hier –
mit ein Grund, warum das Restaurant „Angelo“ so beliebt ist. Anita Bonaffini sucht derzeit händeringend einen Koch, den sie ihm zur Seite stellen kann. Dieser könnte vom Chef viel lernen, und wenn dieser in den verdienten Ruhestand geht, den Posten übernehmen.

Familie Bonaffini kümmert sich sehr um ihre Angestellten. Es gibt hier eine Fünftagewoche und genügend Freizeit. Am Wochenende ist für alle Familienzeit, da ist das Restaurant geschlossen. Die Chefin sucht auch Auszubildende. Früher standen diese Schlange, aber das ist vorbei. Immer weniger Jugendliche zieht es in die Gastronomie. Als ich erzähle, dass mein Freund Oliver Strauch mit besonderen Künstlern in der Saarbrücker Basilika vor Kurzem 24 Stunden Musik für Frieden in der Ukraine machte und ein paar Tage später zwei Busse in die Ukraine schickte, um dort Menschen abzuholen, sagt sie spontan, er solle sie mal anrufen. Denn Unterkunft hätten sie, und eine Ausbildung könnten junge Menschen auch bei ihnen machen. Chapeau, Anita, das fand ich herausragend gut!

Die Zeiten sind nicht einfach, wie Ehemann Toni ergänzt: „Wir haben ein Lokal übernommen, das seit weit über 40 Jahren am Markt besteht. Da ist es schwierig, die Strukturen von heute auf morgen zu ändern. Wir geben uns redlich Mühe, Änderungen in einem Entwicklungsprozess einzuführen. Es geht dabei auch um Regionalität und Nachhaltigkeit. Beides wollen wir miteinander kombinieren. Wir haben bereits zahlreiche regionale Partner.“

Entsprechend ist das „Angelo“ auch bei den „Saarländischen Hülsenfrüchtewochen 2022″ dabei. Veranstaltet werden diese von Slow-Food Saarland. Da der Vorsitzende Holger Gettmann nur ein paar Meter vom Restaurant entfernt wohnt und öfter auch Gast hier ist, war das problemlos.

Perfekte Minestrone mit Parmigiano

Das „Angelo“ bietet in diesen beiden Wochen ein typisches italienisches Linsengericht an: Cotechino mit Bliesgaulinsen. Dies ist ein Linsengericht mit grob gehacktem Schweinefleisch, Bliesgau-Linsen, Olivenöl, Knoblauch, Zwiebel, Rosmarin und Parmesan. In Italien isst man dieses Gericht klassischerweise zum Jahreswechsel. Dazu gibt es hier noch ein zweites Gericht in diesen Wochen: Erbsensuppe mit einer Wildfang-Garnele. Da sie wie gesagt mit vielen regionalen Partnern zusammenarbeiten, war dies alles kein Problem. Die Linsen und Erbsen beziehen sie etwa von der Bliesgau-Ölmühle. Das ist eine tolle Sache: Oft etwas in Vergessenheit geratene Produkte, die von unterschiedlichen Küchenmeistern unterschiedlicher Restaurants zubereitet werden.

Bei unserem Besuch beginnen wir mit einem Trio von Rote-Bete-Carpaccio mit karamellisiertem Ziegenkäse, Mango und Rucola, Thunfischtatar und Vitello Tonnato. Der Küchenchef Antonino Varsalona hat eine sehr geschmackvolle Handschrift, die bei dieser Komposition zum Tragen kommt. Die drei einzelnen Gerichte, die einen schönen Dreiklang ergeben, sind wirklich sehr harmonisch zubereitet. Gleich mit dem ersten Gericht kann er uns problemlos überzeugen.

Obwohl die Sonne an diesem Tag scheint, ist es doch recht kalt. Also muss eine heiße Suppe auf den Tisch. Der saarländische Ausdruck „quer durch de Gaade“ wird dabei perfekt umgesetzt. Ein Gemüseeintopf, wie ich ihn liebe. Nicht unterwürzt, sondern perfekt abgeschmeckt. Die Minestrone mit Parmigiano Reggiano ist perfekt. Mit einem Käse, der so gut schmeckt, das ich ihn sofort gleich zweimal über die Suppe streuen muss. Grandios!

Über die Jahre habe ich gelernt, dass wenn ich privat bei italienischen Freunden zu Gast bin, der zweite Gang meist eine Spaghetti-Variation ist. So auch heute. Nie ein Hauptgang, eine zweite Vorspeise. Hausgemachte Pasta mit hausgemachter Salsiccia wird aufgetischt. Und auch dieser Gang ist wirklich etwas Besonderes! Wer macht schon hauseigene Spaghetti und sogar die Wurst, die Salsiccia, selbst dazu? Alles auch hier perfekt gewürzt. Großes Kino!

Weine überwiegend aus Bella Italia

Für mich gibt es danach Thunfischsteak mit Gemüse und Bistecca alla Griglia Premium Roastbeef vom Grill mit Gemüse und Pommes frites für den Fotografen. Der Thunfisch hat nur ganz kurz die Pfanne gesehen und ist einfach perfekt. Ein Trio aus hausgemachtem Tiramisu, Pannacotta und Eierlikörparfait mit Espresso beschließt einen herrlichen Mittag im Traditionsrestaurant „Angelo“. Auch hier ist alles selbst gemacht und richtig gut.

Die Weinkarte ist übrigens überwiegend italienisch ausgerichtet, es gibt aber natürlich auch Positionen aus Deutschland, Frankreich, Spanien, Österreich, Portugal und den USA. Auch Regionales, von Schmitt-Weber aus dem saarländischen Perl etwa. Ich blättere und sehe gleich große Namen: Lageder, Anselmi und Girlan. Aus der Toskana gibt es für mich heute einen Weißen: La Fralluca, Vermentino „Filemone“. Ich schmecke weiße Früchte und aromatische Kräuter. Kein Langweiler. Später probiere ich noch einen Rotwein aus dem Trentino: Endrizzi, Dalis „Rosso“ Er schmeckt vollmundig und nach frischen, reifen Kirschen. Ein starkes Tröpfchen!

Ein rundum gelungener Mittag. Ich kann das „Angelo“ ausdrücklich empfehlen und werde ganz sicher schon bald wiederkommen.

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