Paris

Die Bahn kommt. Von Saarbrücken nach Paris gibt es mit dem ICE/TGV ein besonderes Angebot für Paris: 29 Euro! Von Forbach aus gibt es auch interessante Angebote, einfach mal nachfragen! Also kaufte ich mir ein Ticket und fuhr in die Stadt meiner Jugend. Ankunft neun Uhr fünfzig an der gare de l `est. Für Tagestouristen bleibt dann Zeit bis abends um sieben. Dann fährt der letzte Zug zurück. Reicht also für einen genussvollen Streifzug durch die Capitale…

Ab in die Metrolinie 4 Richtung Hallen. Mein Paris liegt um die Hallen. Bis ins Maraisviertel, auch weiter nördlich von den Hallen, die rue Montorgueil  oder die rue Montmartre hoch. Aber auch mal auf die beiden Inseln und die andere Seineseite. Etwa zu Moissonnier.

Diejenigen, die die Pariser Dreisternegastromie testen wollen, sollten sich mittags anmelden. Pierre Gagnaire etwa bietet ein Menu für 115 Euro an. Gourmets werden jubeln. Doch, mein Paris ist vor allem das Paris der Eckgastwirtschaften und Bistrots. Obwohl auch ich wundervolle Momente schon in der Dreisternegastronomie hier verlebt habe. Ganz außergewöhnliche…

Also an den Hallen die Treppe hoch und ab in die geschmackvolle Großstadt. Zuerst mal Überraschung: an den Hallen wird ja wirklich groß gebaut. 1971 sah ich hier das große Loch, „le grand trou“, wie die Pariser es nannten, nachdem sie die acht Markthallen hier abgerissen hatten. Jetzt bauen sie eine große Halle auf einem Teil der Parkanlage. Mal gespannt, wenn das fertig ist, was das wird…

Aber, ich muss weiter. Gegessen wird heute im „Crus de Bourgogne.“ Also an der wunderschönen Kirche Saint-Eustache vorbei und links die Rue Montmartre hoch. Heute ist Markt und was ich an frischem Fisch, Wurstspezialitäten, Käse oder auch an Gemüse sehe, lässt das Herz des Feinschmeckers höher schlagen. Da nehme ich mir später was mit nachhause. Delikat! Der Duft macht hungrig…

Cru de Bourgogne! Dieses Bistrot ist nicht berühmt wegen seiner Burgunderweinkarte. Vielmehr wegen der großen, wohlschmeckenden Tradition an Wissen um große Kochkunst. Und dies zum besonderen Preis. Ein halber Hummer kostet hier 25 Euro, ein Teller mit Sardinen 10 Euro und täglich gibt es kleine Menüs, die auch sehr gut bezahlbar sind. Selbst abends, was in Paris eher eine Ausnahme ist, da sich die Tagesmenüs zum Vorzugspreis oft nur auf den Mittagstisch beziehen. Doch, wenn man sich etwas kundig macht, kann man auch in Paris um die Mittagszeit zum kleinen Preis tafeln, wie Gott in Frankreich halt….

Eine preisliche  Ausnahme beschreibe ich hier, der große Joel Robouchon will in seinem Atelier auf den Champs-Elysées mittags 45 Euro für seine Kochkunst. Nachdem er das L´atelier im 7.Arrondissement verkauft hat, sollten Sie mal diese Adresse testen.

Ich erzähle Ihnen heute aber von Bistrots, die Sie oft auch unter 20 Euro mit ihren Tagesangebote glücklich machen. Oder etwas drüber liegen, aber keines dieser Häuser verlangt unangemessene Preise.

Paris hat sich in den letzten Jahren verändert. Internationale und regionale Küche gab es schon seit meinem ersten Besuch in den 70ern hier, Paris ist schließlich eine der europäischen Metropolen des guten Geschmacks. Doch, noch vor 25 Jahren fuhr ich dorthin, um nur die klassische, französische Bistrotkultur zu genießen. Ich glaube aber, wir haben uns alle verändert. Die Genießer essen internationaler, auch anders, und die Stadt hält dazu ein herausragendes Angebot vor.

Heute kann ich dort, je nach Jahreszeit, tagelang asiatisch essen gehen oder, wie vor zwei Jahren, im „ Au Lyonnais“,  unter dem Patronat von Alain Ducasse, mit einem ganz besonderen Burger kurz vor Weihnachten verwöhnt werden. Obwohl ich dort, eigentlich lieber die Küche von Lyon genieße…

Ich versuche immer gegen Mittag in Paris zu sein. Meistens gehe ich zuerst ins „Le Coude Fou“. Dort bekomme ich ein kleines, außergewöhnliches Menü für etwa 25 Euro. Die Weinauswahl ist auch nicht 08/15, sondern trägt eher die Handschrift eines Kenners. Der Laden ist etwas rustikal, ein Künstlerbistro mit naiven Malereien an den Wänden. Vor Jahren hat sich ein Kellner mit dem Chef verkracht und gegenüber sein eigenes Bistro geschaffen: „Les Fous d´en Face“. Ein Wortspiel, denn das erste bedeutet: „Das verrückte Tröpfchen“ und das zweite „Die Verrückten von gegenüber“. Auch bei Philippe gegenüber sind Menü- und Weinkarte „comme il faut“.

Danach schlendere ich zur „Brasserie de l‘Isle Saint-Louis“. Auf der Insel Saint-Louis gelegen, gegenüber gibt es das beste Eis in Paris, bei Berthillon. Hier war ich zum ersten Mal 1980, damals war Otto noch Küchenchef. Er war Deutscher, ist nach dem Krieg in Paris geblieben. Er machte die elsässische Küche in Paris berühmt und bis heute gehen die Leute ein Choucroute oder andere elsässische Spezialitäten hier essen. Am Tresen gibt es Bier aus Steinhumpen und Lachen ist nicht verboten. Anschließend schlendere ich zu „La Cloche des Halles“. Der Chef heißt heute Franck Lesage, mit Papa Serge machten wir früher die Reise durch das Beaujolais. Alle elf Crus des Beaujolais in der richtigen Reihenfolge: Regnié, Chiroubles, Fleurie und so weiter. Die Besonderheit hier um die Mittagszeit: Es werden riesige, toll belegte Stullen mit Brot des berühmten Pariser Bäckers Poilâne gereicht. Um 11.50 Uhr ist der Laden leer, um 12.30 haben Sie Glück, wenn Sie noch einen Platz finden.

Kurz einige Anmerkungen zu meinen Empfehlungen. Le Coude fou, in der Nähe des Hotel de Ville, war und bleibt eine tolle Empfehlung. Übrigens, in der gleichen Straße, werde ich bei meinem nächsten Besuch das „Les Pinces“ aufsuchen. Es ist die modernere Version der Pariser Gastlichkeit mit einmaligen Angeboten. Aber nur abends.

Abends gehe ich gerne zu „Chez Georges“, ein Bistro der gehobenen Klasse mit einer großen Weinkarte. Seit seiner Eröffnung im Jahre 1920 verwöhnen die Betreiber ihre Gäste auf hohem Niveau. Ein Klassiker in Paris. Die edlen Spiegel und das goldene Licht lassen hier eine mondäne Atmosphäre aufkommen. Die Gerichte sind außergewöhnlich gut und die Weinkarte besser als in so manchem Sternetempel. So, es ist nun 23 Uhr, was anfangen mit dem angebrochenen Nachmittag? Da gibt es nur eine Antwort für mich: „Chez Denise“. Direkt an den Hallen gelegen, das Bistro für die Nacht. In der Nähe gibt es viele Zeitungsredaktionen und die Herrschaften kommen etwas später. Küche gibt es hier bis mindestens 3 Uhr, manchmal länger. Im Internet gibt es ein Video, auf dem der berühmte Koch Anthony Bourdain dort speist. Allein um diese riesigen Portionen zu verifizieren, sollten Sie da mal reinschauen. Die Tischdecken sind Drucke eines befreundeten Künstlers, eine hängt mit persönlicher Widmung an meiner Wand im Büro. Seit 1966 betreibt Denise „La Tour de Montlhery“, wie das Bistro offiziell heißt. Ihr Mann Jack ist schon ein paar Jahre tot, ihr Sohn unterstützt sie im Geschäft. Der Küchenchef ist schon seit 30 Jahren am „Piano“. Hier wird jede Nacht gefeiert, ein buntes Völkchen aus Journalisten, Künstlern und Politikern gibt alles zum Ruhm der großen französischen Küche.

Gerne gehe ich auch ins „ Aux Lyonnais. Seit 1890 ist es das wahre „bouchon lyonnais“ in Paris und seit fast zehn Jahren trägt es die Handschrift von Alain Ducasse. Mit seinem Qualitätsanspruch. Hier gibt es die authentischen Spezialitäten der Region, wo Saône, Rhône und Beaujolais zusammenfließen. Paris, eine Stadt zum Glücklich sein! Ganz wichtig bei einem Besuch nach meinen Vorschlägen ist ein Hotel in der Innenstadt. Orientierung: Les Halles. Denn die Métro fährt nachts nicht mehr und die Wege in Paris sind weit.

Eine junge Französin empfahl mir Frenchie in der Rue de Nil. Eine kleine Straße mit Angeboten, die das Herz höher schlagen lassen, vom großen Menu, über Weinbar, bis zum wohlschmeckenden kleinen Imbiss. Selbst Frenchie to go überzeugte. Danke, Chiraz, das war ein toller Tipp. Hier kann jeder nach seiner Facon glücklich werden.

Im Zimtbaum , l ´Arbre à Cannelle, isst das Auge mit. Das alte Schokoladengeschäft  von 1818 mit den historischen Vitrinen ist nicht nur wunderschön, hier gibt es noch von der traditionellen Pariser Zwiebelsuppe bis zum hervorragenden Entrecôte eine herausragende Bistrotkarte.

Wo die Lastkraftwagenfahrer einkehren, hat man in Frankreich immer schon ordentlich gegessen. Am Quai des Orfèvres bieten Corinne und Patrice Hardy eine Küche, wie die Pariser sie lieben. Von Eiern in Rotwein bis zum Croque- Monsieur mit Schellfisch. Doch auch für Anspruchsvollere ist die Küche mit der jungen Handschrift gerüstet.

Le Gavroche ist schon seit vielen Jahren eines meiner Lieblingsbistrots in Paris. Beim Pariser Straßenjungen sitzt man dicht gedrängt auf den roten Lederbänken und genießt klassische Pariser Esskultur. Comme il faut…

Silk & Spice bietet hervorragende thailändische Spezialitäten zu einem wahrhaft preiswerten Mittagstisch. Wundervoll!

Mitten im Marais, verführt „Au Bascou“ , mit einer baskischen Küche, die Urlaubserinnerungen wach werden lassen. Das kommt manchem vielleicht etwas spanisch vor, doch ich sag ja immer: Genuss grenzenlos!

Paris, wie ich es heutzutage erlebe. Der Zug am Saarbrücker Hauptbahnhof wartet, Sie müssen nur noch einsteigen!

Crus de Bourgogne
3, Rue Bachaumont
75002 Paris
0033-142334824

Le Coude Fou
12, Rue Bourg Tibourg,
75004 Paris
0033-142771516

La Cloche des Halles
28, Rue Coquillière,
75001 Paris
0033-142369389

Frenchie
5, rue de Nil
75002 Paris
0033-140399619

L ´Arbre à Cannelle
57, passage des Panoramas
75002 Paris
0033-145085587

Aux Rendez-vous des Camionneurs
72, quai des Orfèvres
75001 Paris
0033 143297881

Le Gavroche
19, rue Saint-Marc
75 002 Paris
0033 142968970

L `Atelier Etoile de Joel Robuchon
Au Drugstore Publicis
Av. des Champs-Elysées
75 008 Paris
0033 147237575

Silk & Spice
6, rue Mandar
75 002 Paris
0033 144882191

Au Bascou
38, rue Réaumur
75 003 Paris
0033 142726925

Chez Georges
1, Rue Mail,
75002 Paris
0033-142600711

Chez Denise
5, Rue des Prouvaires,
75001 Paris
0033-142362182

Brasserie de l‘Isle Saint-Louis
55, Quai Bourbon,
75004 Paris
0033-143540259

Aux Lyonnais
32, Rue St. Marc,
75002 Paris
0033-142966504