Oldenburger Hof

Verifiziert von Rolf Klöckner
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Birkenfelder Straße 1, 66625 Nohfelden-Selbach, Deutschland
1 Birkenfelder Straße Nohfelden Saarland 66625 DE

Ein Fest für alle Sinne

Auf der Suche nach den kulinarischen Perlen auf dem Lande ist unser Restauranttester dieses Mal in Selbach unweit des Bostalsees fündig geworden. Genauer im „Oldenburger Hof“.

Immer auf der Suche nach dem guten Geschmack, fahre ich dieses Mal nach Selbach, unweit vom Bostalsee und der Gemeinde Oberthal. Auf der Suche nach den Perlen auf dem Lande werde ich fündig, und zwar im „Oldenburger Hof“. Um es vorweg zu nehmen: Hier erlebe ich ein Landhaus, comme il faut! Mit fantastischem Essen und ganz besonderen Weinen. Nichts wie hin.

Aber warum eigentlich „Oldenburger Hof“? Wir sind doch im Saarland? Das Oldenburger Land ist eine Region in Niedersachsen. Seit 1817 gehörte dazu auch das oldenburgische Fürstentum Birkenfeld im Nahegebiet. Wahrscheinlich war es Großherzog Peter Friedrich Ludwig, der die Erlaubnis erteilte, das Gasthaus in Selbach „Oldenburger Hof“ zu nennen. Über der Eingangstür haben sich damals Peter und Susana Schneiter für immer verewigt. Charlotte und Jochen Schneider führen den Hof heute in der zehnten Generation. Sie haben zwei Kinder, die elfte Generation steht bereit.

Bodenständiges in gehobenem Stil

Es ist ein lauer Sommerabend, und mitten in der Woche ist das Restaurant voll belegt. Offensichtlich sind auch Feriengäste hier, wie ich an den Kennzeichen auf dem Parkplatz erkenne. Trier lese ich, München, Hanau, Koblenz und Saarlouis. Im rechten Raum, dem Kaminzimmer, feiert eine Gesellschaft, vor der Theke sind die Tische belegt, und links der Raum ist ebenfalls fast voll. Eine gute Küche hat eben Erfolg. Nur für die herrliche Terrasse ist es an diesem Abend etwas kühl.

Seit 1807 wird das geschichtsträchtige Hofgut von Familie Schneider geführt. Gäste aus ganz Deutschland sowie den Nachbarländern Frankreich und Luxemburg werden hier seit 200 Jahren kulinarisch verwöhnt. Im Jahre 1807 wurde das Gebäude nach dreijähriger Bauphase fertiggestellt. Im angrenzenden Stall des Bauernhauses waren Pferde, Kühe und das Futter untergebracht. Daneben gab es auch noch eine Gerberei und eine Brennerei. Den Überlieferungen zufolge wurde sogar Tuch auf dem Hofgut hergestellt. Von Anfang an war im Bauernhaus auch eine Gastwirtschaft für Kaufleute und Reisende eingerichtet. Die heutige Bundesstraße war bereits um 1800 eine rege Verbindungsstraße mit ständig wechselnden Grenzen. Der Name „Oldenburger Hof“ wurde im Jahr 1816 gewählt.

Im Januar 2010 haben Charlotte und Jochen Schneider hier übernommen, um neue kulinarische Akzente zu setzen. Die Renovierung verlief schrittweise, als Letztes wurden der Thekenbereich und die sanitären Anlagen fit für die Zukunft gemacht. Traditionsgemäß hatte der Sohn den Familienbetrieb vom Vater übernommen. Im geschichtsträchtigen „Oldenburger Hof“ bewegt sich seitdem vieles. Ein erster Hinweis auf die neuen Ideengeber: die gemütliche Außenterrasse mit Platz für 20 Personen. Die Speisekarte bietet eine bodenständige, wohl durchdachte Küche im gehobenen Stil. Von der Qualität lokaler Erzeugnisse und Produkten aus heimischen Gärten ist der Küchenchef Jochen Schneider überzeugt. Zu regionalen Gerichten wird eine erlesene Auswahl an Weinen aus Deutschland, Italien, Spanien und Frankreich gereicht. Vor allem die deutschen Weine haben es mir gleich angetan.

Kaum angekommen, sehe ich gleich, was es bedeutet, einen Familienbetrieb zu führen. Ein Koch ist krank, was tun? Die Chefin, die sonst den Service leitet, zieht die Kochjacke an und geht selbst in die Küche. Ich kann es vorweg schicken: Es wird ein wundervoller Abend mit sehr zufriedenen Gästen.

Auf der Speisekarte finden sich die Hof-Klassiker – Zubereitungen verschiedener Fleischsorten. Doch die Karte bietet weitaus mehr. Dank der täglichen Empfehlungen – manchmal Ente, manchmal Lamm – gibt es zusätzlich zur eigentlichen Karte immer wieder interessante Angebote. Und auch das Brot ist besonders, denn das Schweizer Dinkel-Ruchmehl-Brot hat eine lange Teigführung und kommt von der Bäckerei Conrad in Oberthal. Die steht hier für Regionales. Neben dem normalen Betrieb gibt es  auch das „Oldenburger Hofkunst-Dinner“. Die Veranstaltungsreihe zählt zu den Highlights des Hauses. Ein Abend für die Sinne, an dem Lyrik, Musik und kulinarische Köstlichkeiten zu einem Gesamtkunstwerk verschmelzen.

Aber zu unserm Essen an diesem Abend: ein Fest für alle Sinne. Wir nehmen Rindercarpaccio mit Zitronencreme, Rucola, Kartoffelchips, Ofentomaten, Parmesan und schwarze Walnüsse. Eine ganz besondere Köstlichkeit. Weiterhin Burrata, rote und gelbe Beete, Heidelbeeren, Haselnusspesto und Wildkräuter. Das ist nicht nur sehr gut, sondern noch besser! Dazu ein Süppchen von jungen Erbsen, Röstbrot, Hüttenkäse, Radieschen und Erbsenkresse. Selten habe ich eine solch gute Erbsensuppe gegessen. Auch Vegetarier und Veganer sind hier richtig, denn so einiges auf der Karte ist auch für sie.

Hervorragendes Serviceteam

Als Hauptgänge wählen wir Fleisch, Fisch und vegetarische Ravioli. Genau gesagt Iberico-Schweinefilet mit Pfifferling-Bohnen-Gemüse, Süßkartoffel-Pommes Frites, Sour creme, Pfirsich-Salsa und Chorizo. Als ich das Gericht sehe, bekomme ich sofort Lust zu essen. Und es schmeckt einfach fantastisch! Viva España. Außerdem probieren wir das Lachsfilet mit Zitronenrisotto, Erbsen, Ofenparadeiser und Tomaten-Orangen-Butter. Ebenfalls ganz toll. Und als drittes Hauptgericht gibt es Kartoffel-Waldpilz-Ravioli mit Rahmschwammerl, Wildkräuter, Tomate und Lauch. Wie gesagt: ein Fest für die Sinne. Abgerundet wird unser vorzügliches Essen mit Topfenschmarrn, Beerenkompott und Cashew-Sauerrahm-Eis. Wo findet man das schon im Saarland? Ein weiterer Höhepunkt eines besonderen Essens!

Für Jochen Schneider war es ein langer Weg, doch der hat sich mehr als gelohnt. Er präsentiert heute eine Küche, die man im Saarland suchen muss. „Über die Jahre hinweg haben wir unsern Stil manifestiert, und ich bin froh darüber, wo wir heute stehen“, betont er. Kann er auch sein. Hierher essen zu gehen ist ein besonderes Erlebnis, das ich nicht missen möchte. Noch ein Wort zur Weinkarte. Auch diese ist im Hause Schneider eine besondere. Vor allem die regionalen Kreszenzen haben es mir angetan. Ich entdeckte Weine aufstrebender Newcomer und auch Weine von den Besten: etwa einen Weißburgunder der Weber Brüder aus Wiltingen, eine Cuvée aus Weißburgunder und einen Chardonnay von Knipser, einen Pinot blanc von Markus Molitor, einen Luxemburger Pinot gris von Schumacher-Knepper und eine Scheurebe von Lisa Bunn. Und es gibt noch viel mehr ansprechende Weine, die mich alle interessiert hätten. Auch die feinherben Varianten mag ich sehr. Bei den Roten sieht es ähnlich aus. Da muss ich wohl mal eine ganze Woche nach Selbach fahren.

Zum Abschluss will ich mich noch beim Service bedanken. Ich frage nach: Alle drei Mitarbeiterinnen sind gerade einmal 19 Jahre jung. Da die Chefin an diesem Abend in der Küche aushelfen musste, waren sie auf sich allein gestellt. Und sie meisterten diese Aufgabe mit Bravour. Als Schulnote war das eine glatte Eins! Empathisch, zuvorkommend, nachfragend, Vorschläge machend. Auch das ist etwas ganz Besonderes hier in diesem besonderen Restaurant! Chapeau!

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