Reise in den Orient

Einfach, aber schmackhaft: Lahmacun – auch türkische oder armenische Pizza genannt – Foto: Thomas Wieck

Die Levante-Küche erfreut sich auch bei uns immer größerer Beliebtheit. Nicht zuletzt bei Vegetariern und Veganern wegen ihres großen Angebots an Gemüse. Seit einigen Wochen gibt es mit dem „Bait Ward“ ein Restaurant mit syrischer Küche – und unser Tester war begeistert.

Heute geht es an den Malstatter Markt, da war ich lange nicht mehr. Vor Jahrzehnten war in diesen Räumen mal ein italienisches Restaurant. Lange her! Heute geht es in ein syrisches Restaurant an gleicher Stelle: „Bait Ward“. Das heißt auf Arabisch das „Haus der Blumen“. Am Eingang wird der Gast links und rechts mit einem Blumenmeer begrüßt, das bis zur Decke reicht. Auch an der Decke hängen überall verteilt Blumengebinde – sehr einladend. Ich bin gespannt auf das, was uns erwartet.

Grillteller für vier Personen

Das „Bait Ward“ spricht Gäste ganz verschiedener Kulturen hier an, die auch einmal etwas Neues, vielleicht Unbekanntes probieren wollen. Hier geht es nicht schnell, schnell, schnell. Sondern, wie wir es aus südeuropäischen Küchen kennen, braucht alles seine Zeit. Die Säfte für die Cocktails beispielweise werden frisch gepresst, etwa der sehr gut schmeckende Ananassaft. Außerdem sind sie sehr stolz auf ihr Brot, das im Haus selbst gebacken wird. Auch Vegetarier und Veganer kommen hier voll auf ihre Kosten, denn das Angebot für sie ist wirklich groß.

Gerösteter Hafer mit Mandeln und Lammhaxe – Foto: Thomas Wieck

Die Karte bietet auch allerlei Gerichte mit Käse, und wie ich bei meinem Besuch lerne, wird in Syrien oft Käse gemacht. Nach dem Essen gibt es hier Tee, sowohl warm als auch kalt, ganz wie es gewünscht wird.

Betreiber Mahmod Ismaail hat das Restaurant vor acht Wochen eröffnet. „Ich wollte in Saarbrücken etwas Neues machen, mit typisch syrischen Gerichten, aber nicht auf dem Niveau von Dönerläden. Hier soll es anders sein, auch mit viel Vegetarischem. Und alles hausgemacht und frisch.“ Hinter der langen Theke sind drei Männer damit beschäftigt zu kochen. Wie ich feststelle, kommen hier gern große Gruppen oder Familien essen, sodass die Küche permanent unter Dampf steht.

Die Küche im Ostmittelmeerraum wird auch als Levante-Küche bezeichnet, sie ist die traditionelle Küche der Levante, der Gegend des ehemaligen osmanischen Syriens. Das sind die Küchen von Syrien, Libanon, Jordanien, Israel und Palästina. Die levantinische Küche hat Ähnlichkeiten mit den Küchen Ägyptens, Nordafrikas und des osmanischen Reichs. Es ist eine Küche mit viel Gemüse und allerlei Gewürzen, die ganz unterschiedliche Geschmacksrichtungen bieten. Diese Art Küche hat mittlerweile auch bei uns jede Menge Fans, denn nicht nur bei Vegetariern sind die unterschiedlichen Zubereitungen von Gemüsesorten sehr beliebt. So fand ich in den vergangenen Monaten Gerichte dieser Küche immer wieder in einigen Restaurants. Etwa Falafel, Taboulé, Hummus oder Baba Ganoush. Frische Kräuter wie Kreuzkümmel, Minze oder Petersilie sind dabei angesagt, aber auch Zimt, Kurkuma, Kümmel, Muskat und Kardamom.

Doch zurück ins Restaurant „Bait Ward“. Es ist weitläufig, mit großen Terrassen vor und hinter dem Haus. Die Begrüßung ist sehr freundlich, und mehrere Kellner kümmern sich um das Wohl der Gäste. Am Nebentisch sitzen vier Männer und bestellen eine riesige Platte. Ich fragte Kellner Ali Badiwi, was das alles sei? Er klärte mich auf: „Das heißt bei uns ,Gemischter Grillteller‘ – mit Hähnchen, Lammkoteletts, Lammspieß, Kebab, Reis und Pommes frites, gegrillten Zwiebeln, Paprika und Tomaten.“

Der gemischte Grillteller ist üppig belegt – Foto: Thomas Wieck

Es sieht richtig gut aus, aber das wäre etwas zu viel für uns. Deshalb bestellen wir etwas anderes. Ich mag ja nicht nur in der griechischen und spanischen Küche Teller mit Kleinigkeiten. Das können ruhig einige sein, denn wir haben Zeit mitgebracht. Ali Badiwi bringt uns zunächst einmal vier Teller mit Mutabal, einem sehr schmackhaften Mus aus gegrillten Auberginen, Sesampaste sowie Olivenöl und Knoblauch. Außerdem Hummus, Kichererbsenmus mit Sesampaste, Zitronensaft, Kreuzkümmel und Olivenöl. Dazu Hummus mit Kartoffelpüree, Sesampaste, Zitronensaft und Olivenöl. Mein Favorit! Außerdem Baba Gahnoush, das sind gegrillte Auberginen serviert mit Tomaten- und Paprikawürfeln, Petersilie, Olivenöl und Granatapfelsirup. Alles schmeckt wunderbar und ist wirklich überzeugend. Das Spiel mit den Aromen ist absolut mein Ding. Schön, dass es in Saarbrücken viele Restaurants aus unterschiedlichen Erdteilen gibt, die mich immer wieder mit den Küchen ihrer Heimat überzeugen. Warum die Europäer vor Jahrhunderten so viele Gewürze importierten, Gewürze, die in Europa nicht existierten, kann man bei solchen Anlässen sofort verstehen.

Gegrillte Aubergine mit Tomaten- und Paprikawürfeln, Petersilie, Olivenöl und Granatapfelsirup – Foto: Thomas Wieck

Danach gibt es Mandi – auf der Karte sind eine Seite lang Reisgerichte verzeichnet, darunter auch diese, die Mandi heißen. Wir nehmen einmal mit Lammfleisch und einmal mit Hähnchen. Ali betont, dass es ein ganz besonderes Stück Lammfleisch sei. Beides kommt auf Reis. Einmal mit Mandeln und der Reis mit unterschiedlichen Farben. Die Saucen dazu sind eine scharfe Tomatensauce und eine Joghurtsauce. Dazu gibt es noch ein Gericht mit geröstetem Hafer, Mandeln und Lammhaxe, dessen Name mir entfallen ist, fragen Sie einfach vor Ort nach. Diese Gerichte jedenfalls sind der Hammer und schmecken mir wirklich sehr gut. Und das in einer Atmosphäre voll Ruhe, Gelassenheit und mit viel Zeit. Alkohol gibt es in diesem Restaurant übrigens keinen, dafür frisch gepresste Säfte.

Aufwendiges besser vorbestellen

Es lohnt sich, die Karte zu durchstöbern. Mir fallen hier Positionen auf, die es in europäischen Restaurants so nicht gibt. Etwa eine ganze Seite Gebäck. Darunter fallen hier auch Pizzen. Probieren Sie aus, was Sie mögen. Die freundlichen und hilfsbereiten Kellner werden Sie beraten. Auch Kaffeespezialitäten gibt es hier eine Seite lang. Außerdem lerne ich, dass die Syrer Kaffeecocktails lieben. Eine ganze Seite lang stehen in der Karte verschiedene Kompositionen. Ein paar Beispiele: Frappé Caramel mit Vanilleeis, Espresso, Milch, Karamelsauce, Kaffeesauce und Schlagsahne. Oder Frappé Mango – mit Mango, Espresso, Milch, Zucker, Mangosauce, Kaffeesauce und Schlagsahne. Insgesamt sieben Positionen. Überhaupt fehlt es hier an Desserts nicht.

Die Gäste werden mit einem wahren Blumenmeer empfangen. Sogar von der Decke hängen Gebinde – Foto: Thomas Wieck

Noch einige Bemerkungen zu der Karte: Wie wir bestellten, lässt sich das sehr gut mit europäischen Zeitmaßstäben handeln. Das war nichts anderes von der Zeit her, wie beim Griechen etwa. Doch auf der Karte gibt es auch drei Seiten, auf denen Gerichte vom Smoked Grill angeboten werden. Beispiele: Smoked Lammhals zu 1.200 Gramm, Smoked Lammschulter zu 1.900 Gramm oder frisch gegrillte Platte nach Wahl. Da muss man kein Koch sein, um zu wissen, dass die Zubereitung dauert! Je nach Gericht kann das dann schon zwei bis drei Stunden dauern. Deshalb meine Empfehlung: Solch eine Bestellung einen Tag vorher mit den Betreibern besprechen, ansonsten sollte man wirklich sehr viel Zeit mitbringen. Wenn man aber beispielsweise weiß, dass man am nächsten Tag eine Lammschulter für zehn Personen essen möchte, können die Betreiber entsprechend schon Stunden vor dem Besuch der Gäste den Grill anwerfen. Abschließend lässt sich sagen, dass es mir ein Vergnügen war, die Küche des Orients zu genießen. Ich empfand auch die Menschen, die hier arbeiten, sympathisch, zuvorkommend und hilfsbereit. Die Küche habe ich in vollen Zügen genossen. Und nach dem Essen saß ich noch lange auf der Terrasse bei einem Tee. Die Welt lernt man auch durch die internationalen Küchen kennen. Heute habe ich viel Neues aus und über den Orient gelernt. Danke dafür an Mahmod und allen seinen Mitarbeitern für diese schönen Stunden!