Bestes aus der Region
Küchenchef Cyrille Faivre sorgt im Gasthaus „Unter der Linde“ am historischen Marktplatz in St. Arnual einerseits für Beständigkeit, andererseits lässt sich der vielfach ausgezeichnete Koch auch immer wieder Neues einfallen.
Das Gasthaus „Unter der Linde“ am St. Arnualer Markt ist ein ganz besonderes Wirtshaus mit einer ganz besonderen Wirtshauskultur. Hier wird eine deutsch-französische Speisekarte zelebriert, die eine treue Stammkundschaft erfreut. Das Gasthaus „Unter der Linde“ befindet sich an einem malerischen, historischen Marktplatz, und manchmal ist es im Sommer schwierig, hier überhaupt noch einen Platz zu finden.
Anfang dieses Jahres hat Goran Sagovac das Traditionshaus übernommen. Für ihn ist es aber kein neues Gastroabenteuer, denn er arbeitete bereits vorher hier und wusste somit ganz genau, worauf er sich einlässt. Zudem besaß er auch schon zuvor viele Jahre Erfahrung in der Gastronomie. Seit sieben Jahren in der Küche von „Unter der Linde“ steht Cyrille Faivre, der mit einer deutsch-französischen Küche schon lange seine Gäste überzeugt. Das bleibt auch künftig so. Jetzt, nach zehn Monaten, will ich von Goran Sagovac wissen, wie seine Erfahrungen als Chef bisher waren.Ganz locker plaudert er: „Es ist so, wie ich es mir gedacht habe. Ausgenommen der September, denn es war echt schade, dass der Sommer in diesem Jahr bereits im August aufgehört hat. Aber ansonsten ist alles wunderbar. Die Tradition lebt weiter hier in St. Arnual, und das ist sehr wichtig.“
Dabei wissen alle, die das Gasthaus „Unter der Linde“ bereits länger kennen, dass man sich hier einen guten Namen aufgebaut hat. Als Mitglied bei Slow Food legt man Wert auf regionale Produzenten, die die Lebensmittel liefern. Frische und Qualität stehen an erster Stelle, und hier wird auch alles selbst gekocht. Industrielle Fertigprodukte gibt es nicht. Bei meinem Besuch erlebe ich das hautnah. Küchenchef Cyrille Faivre fährt gerade erst vor und sagt: „Ich war gerade noch ein halbes Rind abholen!“ Er war morgens bei Wolfgang Maffert von der Edelbrennerei Monter im Saargau, wie er erzählt: „Wolfgang Maffert hat schottische Hochlandrinder und Galloway-Rinder. Da habe ich ein halbes Rind, 110 Kilogramm, gekauft. Das kommt ab heute auf die Karte.“ Wolfgang Maffert hat zudem viele Streuobstwiesen für seine Edelbrände, und diese beiden robusten Rindersorten setzt er in der Landschaftspflege für seine Streuobstwiesen ein.
So ist das, wenn man sich um regionale Produkte kümmert, da fährt der Koch auch schon mal morgens 100 Kilometer, um das beste Fleisch einzukaufen, das er kriegen kann. Andere Gastronomen, die nicht so motiviert sind, kaufen alles im Großmarkt, haben dann aber die gleichen Produkte wie die Mitbewerber. Andererseits gibt es eben aber auch Restaurants, denen kein Weg zu weit ist, um die besten Produkte zu finden. Seien es der besondere Fisch von Marc Rosengasten, die Produkte der Bliesgau-Ölmühle oder etwa die Edelpilze von Mirko Kalkum. Natürlich gibt es noch viele weitere zuverlässige Produzenten in der Großregion. Deshalb frage ich immer nach, von wem die Restaurants was beziehen.
Restaurant als „Zuhause auf Zeit“
Cyrille Faivre hat mich mit seinen Aktivitäten in den vergangenen Monaten stets überzeugt. Als ich ihn anrief, um einen Besuchstermin auszumachen, sagte er, er würde mich zeitnah zurückrufen. Denn er war gerade unterwegs für seine neueste Idee: Er möchte im Pariser Großmarkt Rungis an einem Wettbewerb teilnehmen: den 8. Europameisterschaften zum Thema Innereien. Ebenfalls ganz neu: Faivre wurde vor ein paar Wochen zum Vizepräsidenten von Euro-Toques Deutschland gewählt. Für seinen achtsamen Umgang mit Produkten, die hohe Qualität der Zutaten und seine kreative, traditionelle Küche wurde Cyrille Faivre 2024 gleich zweimal ausgezeichnet. Und zwar von der deutschen Sektion des Kulinarik-Vereins „Euro-Toques“ als „Chefkoch“. Dem exklusiven Netzwerk aus Köchen und Köchinnen in ganz Europa gehören auch zahlreiche Sterne-Köche an. Aber eben nicht nur diese. Die Euro-Toques-Plakette hängt übrigens am Eingang der „Linde“.
Eine zweite Auszeichnung gab es auf Schloss Halberg. Ich war damals anwesend und bewunderte Cyrille Faivre sehr dafür, denn er erhielt einen hohen Orden vom französischen Landwirtschaftsministerium, den des „Chevalier de l‘Ordre du Mérite agricole“. Mit dem Ritterkreuz des Verdienstordens der Landwirtschaft wurde er ausgezeichnet für seinen hohen Anspruch um die Qualität seiner Lebensmittel, die er oft aus Frankreich bezieht. Faivre selbst stammt ja aus der Franche-Comté. Deshalb verwunderte mich nicht, als ich kürzlich las: „Lust auf Leckereien, direkt vom Regionalen Markt XXL auf den Teller? Dann ist der Foodtruck des Produits gourmands de Bourgogne Franche-Comté mit Chefkoch Cyrille Faivre eure Adresse! Der aus dem französischen Jura stammende und seit Langem in Saarbrücken beheimatete Cyrille lädt euch in Mainz bei der Fête de la Gastronomie ein, seine Kreationen zu probieren und zu genießen.“
Ebenso war er der einzige Koch, der beim französischen Wettbewerb „Le grand repas 2.0“ teilnehmen durfte, und er kochte mit „Unter der Linde“. Er war der einzige Küchenchef in Deutschland, der teilnehmen durfte. Ehre, wem Ehre gebührt! Zurzeit sind sie im Gasthaus „Unter der Linde“ intensiv mit der Herbstkarte beschäftigt. Der Herbst bringt eben nicht nur bunte Blätter, sondern auch kulinarische Höhepunkte. So lädt das Küchenteam etwa zum Gänseessen ein. Cyrille Faivre erzählte mir, er habe Gänsekeule – serviert mit Rotkohl, fluffigen Klößen und mit einer kräftigen Bratensauce – vorbereitet.
Ob die Gäste zu zweit oder auch als größere Gruppe kommen, ist kein Problem. Denn hier ist Platz: im Hauptraum, im Kaminzimmer oder rund um die Theke. Eine Reservierung ist allerdings ausdrücklich empfohlen. Das Gasthaus „Unter der Linde“ versucht stets, den Nachfragen der Gäste nachzukommen. Als Restaurant, Bistrot oder Wirtshaus. Übrigens: Dienstag ist hier Schnitzeltag, und die Stammgäste lieben den Dienstag.
Cyrille Faivre engagiert sich wie erwähnt sehr in der Slow-Food-Bewegung. So gehört er regelmäßig zu den teilnehmenden Restaurants bei den beliebten „Hülsenfrüchtewochen“, die dieses Jahr im März stattfanden, oder wie gerade erst bei den „Bliesgau Lammwochen“, die Anfang Oktober veranstaltet wurden.
Wir essen natürlich auch bei unserem Besuch regional. Erst gibt es eine schmackhafte Terrine der Délisoeurs aus Homburg, Saibling von Marc Rosengarten und dann ein Steak vom Rind von Wolfgang Maffert. Und zum Abschluss eine Dessertvariation. Alles schmeckt wirklich richtig gut. Neu ist hier übrigens auch, dass sie neben Bier von Karlsberg auch Tiny Brew Helles im Angebot haben – Bier einer kleinen Brauerei aus dem Bliesgau. Die Weinkarte bietet in unterschiedlichen Preissegmenten regionale und internationale Weine an. Jeder nach seinem Gusto! Auch die „kleinen“ Weine von Dirk Mast überzeugen. Und wer gar keinen Plan hat: Die Weine von Petgen-Dahm aus dem saarländischen Perl-Sehndorf schmecken immer!
Neben einer besonderen regionalen Speisekarte bieten sie hier auch regelmäßig Themenabende und Events an. Schauen Sie einfach mal auf der Internetseite vorbei. Ihr Leitspruch lautet „Willkommen Deheem“, was bedeutet, dass sie ihren Gästen ein Zuhause auf Zeit bieten möchten. Das gelingt zweifelsfrei uneingeschränkt.
Ruhetag: Sonntag

