Er hat einen festen Platz in meinem kulinarischen Kalender: Der Gänsemarkt in Phalsbourg, immer am zweiten und dritten Advent in der Stadt zwischen Elsass und Lothringen. 40 Aussteller, überwiegend aus Ostfrankreich, präsentieren ihre handgemachten Produkte. Hier finden Sie die Produkte, die Sie im Lebensmittelkaufhaus nicht finden. Mittlerweile ist ein großer Teil der Klientel Deutsche, die diese Qualität und diese Vielfalt in ihrer Heimat auf den Gourmetmärkten so nicht finden werden. Man trifft mittlerweile eine Menge Bekannte und Freunde hier, es ist immer Zeit für ein kleines Schwätzchen bei einem Glas Champagner. Ich kenne den Markt schon weit über ein Jahrzehnt. Oft war die Anreise bei dichtem Schneetreiben oder wolkenbruchartigen Unwettern etwas abenteuerlich. Doch, wenn wir dann da waren, spazierten wir durch unser kulinarisches Paradies und waren einfach nur glücklich. Der Anfang dieses Marktes war etwas holprig, hatte nichts mit der Präsentation in heutigen Zeiten zu tun. Patrick Bertin, ein Aussteller der ersten Stunde, erinnert sich: „ Beim ersten Markt waren wir noch keine zehn Aussteller. In zwei, drei Ölfässern machten wir Feuer und stellten unsere Tische auf der Place des Armes auf. Es gab Gänseleber, Wein, Brot und Edelbrände.“ Aller Anfang ist schwer, doch schon kurz später fand der Phalsbourger Gänsemarkt in einem riesigen Zelt statt. Dort fand er seine Heimat bis vor einigen Jahren, seit dieser Zeit findet er in der Kulturhalle „ Salle Vauban“ statt. Viele bedauern das, die heimelige Atmosphäre auf dem Platz in der Mitte der pittoresken Stadt hatte was. Doch die Veranstalter geben sich alle Mühe auch in der etwas kühlen Kulturhalle weihnachtliche Atmosphäre aufkommen zu lassen.
Jährlich zahlen rund 10 000 Besucher den Eintritt von ein paar Euro, um sich für das Weihnachtsfest mit diesen einmaligen Viktualien zu versorgen. Schon beim Betreten des Marktes riechen Sie die Schleckereien für Zunge und Gaumen. Es duftet nach Gewürzkuchen, nach frisch gebackenen Plätzchen, es riecht nach Rohmilchkäse, nach Lothringer Trüffeln, Schokolade, Honig und Ölen. An den Ständen mit Foie gras und anderen Schleckereien des lothringischen und elsässischen Metzgerhandwerks herrscht Hochbetrieb. Ich soll natürlich noch Ulla eine Wildschweinterrine, Petra und Roman Hasenterrine sowie Foie gras und Thomas einen kastrierten Hahn, einen Kapaun, in Französisch Chapon, mitbringen. Das wird dauern, denn überall wird vorher probiert, die Neuigkeiten erzählt und noch einen Wein getestet.
Wenn Sie durch die Halle schlendern, treffen Sie am Champagnerstand die üblichen Verdächtigen, alle mit einem Teller von 12 Austern vor sich. Die Phalsbourger Gastronomen, unter Führung von Marktgründer Georges-Victors Schmitt vom „Soldat de L`an 2“, haben mobile Restaurantküchen aufgebaut. Den ganzen Tag bringen sympathische, junge Servicekräfte eine winterliche Suppe, Gans, Entenbrust oder foie gras an die Tische. Dort läuft es richtig rund, eine Gruppe steht auf und die Nächste ergattert sich die begehrten Plätze. An einem Stand eines Chocolatiers aus Saverne bildet sich ein Stau, die Leute haben von der Schokolade aus dem Supermarkt genug. Sie kaufen Qualität. Sie kaufen bei einem der seine Schokolade noch mit viel Zeitaufwand und den besten Produkten selber macht. Nach dem Essen treffen sich alte Bekannte am Stand von Julien Bertin, der mit seiner Distillerie du Castor feinste Edelbrände anbietet. Im Winterprogramm hat er dazu noch Likör aus Schokolade, Trüffeln, Kirschen und Ingwer. Und noch mehr als 60 andere Produkte! Ein Händler aus der Franche-Comté offeriert Käse aus seiner Heimat. Der Besucherandrang beweist, dass diese Käse bei den Leuten ankommen. Immer wieder gibt es neue Infos über die Hallenlautsprecher: ein Schaukochen hier, eine Verprobung dort. Am Samstagnachmittag wird es meistens eng. Busse aus Köln, Karlsruhe und Trier stehen an der Halle. Am Bierstand treffe ich drei saarländische Köche. Es entwickelt sich ein lustiges Gespräch. Sie nutzten ihren freien Tag, um hier ein paar schöne Stunden zu verbringen. Danach bestellen wir uns auch mal einen Gänsebraten. Am Tisch entwickelt sich ein amüsantes Gespräch mit einem Ehepaar aus Schwäbisch-Gmünd. „ Ja, wir bleiben heute auch über Nacht in Phalsbourg, “ sagt Christian, ein Ingenieur, „ Wir wollen das hier auskosten. Auto fahren ist heute nicht mehr.“ Recht hat er, so kann er sich morgen früh kurz nach der Eröffnung gegen elf die frischen Viktualien besorgen.
Ich hab meinen Freunden noch gar nicht erzählt, dass ich bei Georges-Victor Schmitt in seinem wunderschönen restaurant „ Au Soldat de l`an 2“ einen Tisch für heute Abend bestellt habe. Sie werden Augen machen, wenn sie den riesigen Weihnachtsbaum, der über zwei Etagen an die Zimmerdecke ragt, sehen werden. Und Herr Schmitt hat auch ganz kuschelige Zimmer. Neben dem eigentlichen Restaurant können wir uns nach dem Essen noch ans Kamin setzen. Dort bleibt die Kälte draußen und man trifft immer interessante Menschen. Im letzten Jahr lernte ich dort einen Restaurantbesitzer aus München kennen. Er kommt gerne in diese Region, er sagte, außer in Bayern natürlich, könne man nirgendwo besser essen und trinken. Ihn davon zu überzeugen, dass es hier sogar noch besser als in Bayern schmeckt, dauerte dann doch bis fast zum Morgengrauen…
Office de Tourisme
Place D`Armes
57370 Phalsbourg
00333 87244242
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