Straßburg ist eine der kulinarischen Lieblingsstädte unseres Kolumnisten. Mit viel Liebe zum Detail nimmt er uns mit auf einen Rundgang, der Spaß macht – und Appetit.
Straßburg ist schon seit Jahrzehnten Ziel meiner genussvollen Expeditionen. Wie oft schon streifte ich mit Freundinnen und Freunden durch diese europäische Metropole auf der Suche nach dem guten Geschmack? Das ging schon vor 50 Jahren los. Wobei – die schönsten Momente in Straßburg erlebte ich mit Musik. In den 1990er-Jahren fuhr ich fünf Jahre lang dorthin, um eines zu erleben: Yehudi Menuhin dirigierte alle Sinfonien von Ludwig van Beethoven. Unvergesslich! Nach dem Konzert gingen wir meistens zu Roger Siffer, der in der Rue Saint-Louis sein „Théâtre de la Choucrouterie“ betreibt. Einer ehemaligen Sauerkrautfabrik mit der „Sürkrüt-Stub“, wo wir aßen, tranken und viel Zeit verbrachten. Lange her.
Straßburg ist ein Europa-Zentrum, hat das Europäische Parlament und EU-Institutionen. Die Heimat der europäischen Werte: Frieden, Demokratie und Aussöhnung zwischen den Völkern. Ihre deutsch-französische Vergangenheit prägt die Stadt bis heute. Davon zeugt auch das außergewöhnliche Architekturerbe! Historische Bauwerke und zeitgenössische Architektur ergänzen sich zu einer interessanten Mischung aus Tradition und Moderne. Kultur wird hier großgeschrieben. Die örtlichen Museen sind an Reichtum und Vielfalt kaum zu überbieten. Straßburg ist deshalb mehr als eine Reise wert!
Kulinarische Kapitale für Weinliebhaber
Bei meinen ersten kulinarischen Expeditionen vor Jahrzehnten hatte ich immer ein Buch von Wolfram Siebeck dabei über die Weinstuben dieser kulinarischen Kapitale. Und an diesem hangelte ich mich anfangs durch die Stadt. Ursprünglich waren besagte Weinstuben die Gaststätten der Bürgerinnen und Bürger. Entstanden in den Weingütern, um den Rebensaft zu verkaufen. Daraus entwickelte sich in Straßburg eine eigene Trink- und Esskultur.
Heute ist so eine „Winstub“ eine Art Bistro, wo man in geselliger Runde dicht an dicht um Tische mit rot-weiß karierten Tischdecken sitzt. Was wir damals alles entdeckten: „Zuem Strissel“, „Muensterstuewel“, „Le Tire-Bouchon“, „Au Pont Corbeau“, „Hailich Grab“, aber auch „Maison Kammerzell“ und „Chez Yvonne“. Seit Jacques Chirac und Helmut Kohl bei „Chez Yvonne“ gemeinsam speisten, ist sie die bekannteste Winstub der Stadt. Bei Kalbskopf und Pflaumenkuchen diskutierten die beiden hier über die deutsch-französische Freundschaft und den Aufbau Europas.
Diese Liste ließe sich endlos fortführen, denn es gibt so viele gute Orte des Genusses in Straßburg. Immer wieder durchstreiften wir auch das malerischste Viertel der Altstadt, ein Unesco-Weltkulturerbe: La Petite France. Früher lebten und arbeiteten Fischer, Müller und Gerber in diesem Stadtviertel direkt am Wasser. Die herrlichen Fachwerkhäuser stammen aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Wenn Sie heute eine Rundfahrt mit dem Schiff durch Straßburg machen, kommen Sie auch hier vorbei. Vom Wasser aus ist die Stadt ein besonderes Erlebnis!
Authentische Winstub mit Elsass-Leckereien
Für mich DIE Winstub in Straßburg ist und bleibt „Au Pont Corbeau“. Neben dem Elsässischen Museum. Mit Blick auf die Ill und einem sensationellen Angebot. Seit Jahrzehnten kann ich bei einem Besuch der Stadt der Verführung nicht widerstehen hier zu essen und zu trinken. Mittlerweile ist das Restaurant auch mit einem Bib Gourmand vom Guide Michelin ausgezeichnet. Es ist die „Winstub“ der Familie Andt: Martine und Christophe mit Tochter Coralie bieten hier wahrlich eine besondere Küche und eine besondere Sammlung regionaler Weine. Und dies in einem wunderschönen Ambiente mit Holztäfelung.
Diese authentische Winstub verführt seit Jahrzehnten mit elsässischen Spezialitäten die Sinne der Feinschmecker, die hier ein und aus gehen. Ich weiß gar nicht, was ich besonders hervorheben soll, denn hier stimmt alles! Tochter Coralie war einst für die Patisserie im „Le Cygne“ in Gundershoffen verantwortlich, und man schmeckt es. Für alle, die dieses Angebot ausprobieren wollen, mein Tipp: Mittags gibt es ein kleines Menü. Bei meinem letzten Besuch Ende Mai standen zur Auswahl für 16,90 Euro: vier Vorspeisen, vier Hauptgänge und vier Desserts.
Ich war auch schon abends da, und es dauerte etwas länger. Doch gleich, was ich aß – es war hervorragend. Ob es Schnecken oder Gänsestopfleber waren, ob Kalbskopf oder Nierchen in Senfsauce – einfach unvergesslich. Die Desserts waren übrigens immer ganz besonders. Und, wenn Sie nicht wissen, welchen Wein Sie bestellen sollen, fragen Sie den Chef. Er wird Ihnen den richtigen vorschlagen.
Im „La Vignette“ erwartet Sie eine Küche des Marktes. Hier kochen sie regional und gemäß den Jahreszeiten mit vielen frischen Kräutern. Dazu ist dieses einladende Haus ein Ort, wo die Einheimischen gerne hingehen. Ich saß hier einmal an einem Tisch mit einem Kommissar und seiner Mutter. Wir haben gut gegessen, besondere Weine goutiert, aber auch viel geredet. Es war lange nach 16 Uhr, als ich „La Vignette“ verließ.
Nicht weit von der Kathedrale erwarten Sie die „Aux douze apôtres“, die zwölf Apostel. Moderne und Tradition, zeitgemäß, nach den Gesetzen des Marktes. Hier fand ich Käseknepfle, aber auch Tartar vom Simmentaler Rind mit Gemüsechips. Als Bier haben sie hier Licorne und das schmeckt hervorragend. Im Viertel des Europäischen Parlaments finden Sie „Au Gourmet de L‘Orangerie“. Das Innere des Restaurants ist groß und luftig, mit hohen Decken und Holzvertäfelungen. Immer zufriedene Gäste, in Straßburg kann man in allen Stadteilen gut essen. Auch hier gibt es natürlich regionale Weine! Im „L`endroit“ erwartet Sie eine moderne Küche zu sehr fairen Preisen. Mit, Oktopus-Ceviche oder Foie gras.
Großes Wissen um die gute Kochkunst
Nicht weit weg von der Kathedrale finden Sie mit dem „Le Clou“ eine ganz empfehlenswerte Winstub. Mit Zwiebelkuchen, Schnecken, aber auch Choucroute garnie. „Les Oliviers“ bietet eine Küche des Südens, aber anders als andere. Hier bestelle ich Fisch. „Le Pont aux Chats“ bietet auch das Besondere! Die Menüs sind liebevoll zusammengestellt und überzeugen mit großem Wissen um gute Kochkunst.
Vor zehn Jahren hat Kochlegende Marc Haeberlin seine Feinschmecker-Brasserie „Les Haras“ in Straßburg eröffnet. Das Haus von 1756 aus der Zeit Ludwig XV. bietet dazu einen hervorragenden Rahmen. Diese Edelbrasserie kocht eine französische Küche, mit der Handschrift von Marc Haeberlin und Küchenchef François Baur. Nicht vergessen werden die regionalen Spezialitäten. Auch die Weinkarte hat viele elsässische Spezialitäten, wie etwa einen Heiligenstein des Winzers Jean Heywang. Natürlich finden Sie hier auch Tarte flambée und noch viel mehr Geschmackvolles!
Das Luxushotel auf dem Anwesen hat vier Sterne und lässt keine Wünsche offen. 115 Zimmer und Suiten, von klassisch bis de Luxe sind buchbar. Das Interieur wurde von den berühmten Architekten Patrick Jouin und Sanjit Manku gestaltet. Auch ein moderner Spa mit allem was der Gast sich wünscht, steht zur Verfügung.
Liebenswürdigkeit und familiärer Charme
Ich persönlich empfehle Ihnen drei Hotels, ein luxuriöses und zwei Mittelklasse-Hotels: „Les Haras“, „Roses“ und das „Gutenberg“. Das „Roses“ liegt zwischen den Universitäten Straßburgs und der Kathedrale im Herzen des Stadtzentrums und empfängt Sie mit freundlicher Liebenswürdigkeit und familiärem Charme. Und es hat einen Riesenvorteil: Es liegt ruhig und zentral. Nicht weit zur Ill und zu einem Café. Das „Gutenberg“ liegt nicht weit von der Kathedrale und zahlreichen genussvollen Adressen in Straßburg. Von hier aus habe ich vieles entdeckt.
Info
Au Pont de Corbeau
21, Quai Saint-Nicolas
Tél. +33 388 35 60 68
Ruhetage: Samstag & Sonntagmittag
La Vignette
9, Rue Mélanie
Tél. +33 388 31 38 10
lavignette-strasbourg-robertsau.com
Ruhetage: Samstagmittag & Sonntag
Les Oliviers
17, Rue des Tonneliers
Tél. +33 388 21 01 01
Ruhetage: Samstag & Sonntag
Hotel Roses
7, Rue de Zurich
www.hotelroses-strasbourg.com/de
Hotel Gutenberg
31, Rue des Serruriers
L’endroit
5, Rue de Zurich
Tél. +33 619810575
Ruhetage: Sonntag & Montag
Le Clou
3, Rue du Chaudron
Tél. +33 388 32 11 67
Ruhetag: Sonntag
Au Gourmet de L’Orangerie
30, Allée de la Robertsau
Tél. +33 388 35 30 47
Ruhetage: Samstag & Sonntag
Le Pont aux Chats
42, Rue de la Krutenau
Tél. +33 388 23 52 53
Ruhetage: Samstagmittag & Sonntag
Les Haras – Brasserie & Hotel
23, Rue des Glacières
Tél. +33 388 24 00 00
Kein Ruhetag
Les douze Apotres
7, Rue Mercière
Tél. +33 388 16 51 07
Kein Ruhetag