Geschmackvolle Symbiose

Sein Weg führt unseren Gastro-Tester dieses Mal über die Landesgrenze hinaus und über Saarburg nach Ayl, genauer gesagt zum „Weinhotel Ayler Kupp“. Hier trifft er auf bestes Essen von Jörg Diekert – gepaart mit tollen Weinen von Florian Lauer.

Filet vom Kalb mit Pfifferlingen – Foto: Astrid Karger

Ich freue mich immer, wenn es an die Steillagen der Saar geht. Mittlerweile haben die Winzer Weltruf, die diesen Steillagen vor allem den Riesling abtrotzen. Ihre Arbeit ist manchmal gar nicht so einfach, manche sagen sogar lebensgefährlich. Ich mag die Anreise aus dem Saarland über Mettlach und dann zur Landesgrenze nach Saarhölzbach. Die Saar gefällt mir in diesem Teil am besten: breit und majestätisch! Bald schon erreiche ich Serrig, und dort geht es dann mit den majestätischen Weinbergen los.

Heute führt mich mein Weg weiter nach Saarburg und dann nach Ayl. Hier steuern wir das „Weingut Peter Lauer“ an, denn auf diesem Gelände befindet sich das „Weinhotel Ayler Kupp“. Benannt nach der weltberühmten Lage des Winzerdörfchens Ayl. Seit dem Valentinstag am 14. Februar 2014 sind im „Weinhotel Ayler Kupp“ Laura und Jörg Diekert Gastgeber. Beide sind gestandene Gastronomen und können auf eine erfolgreiche Karriere in ihrer Zunft verweisen. So arbeiteten sie etwa gemeinsam beim Spitzenkoch Christian Bau auf Schloss Berg. Nach einigen gemeinsamen und getrennten Stationen arbeiteten sie auch im „Hotel Jagdhof Glashütte“ in Siegen. Dort war Jörg Diekert Küchenchef und erkochte einen Stern. Wir reden also von Menschen, die in der Hochgastronomie reüssiert haben.

Beide kommen aus Hochgastronomie

Zwiebel-Tartelette mit Sauerrahm, Speck und Gemüsevinaigrette – Foto: Astrid Karger

Zehn Jahre sind sie jetzt an der Saar, und Laura Dieckert erinnert sich: „Wenn man diese zehn Jahre Revue passieren lässt, waren es spannende und aufregende Jahre. Eine tolle Entwicklung, anfangs legten wir den Fokus auf das Restaurant. Wir sind aber langsam und sachte gestartet mit unseren Ideen, die wir in der Küche umsetzen. Danach sind wir mit den Gästen gewachsen. Alles, was wir neu gebracht haben, haben diese mitgemacht. Dies motivierte meinen Mann, immer wieder neue Ideen auf die Speisekarte zu bringen. Diese Ideen hat er bis heute, und ich hoffe, so wird es weitergehen. Wir haben uns hier in Ayl wirklich etwas erarbeitet.“ Recht hat sie, denn ich war im Frühjahr 2024 mit meinem Freund Peter Adams, Küchenchef aus Serrig, schon einmal hier, und die beiden haben nicht nur mich restlos überzeugt.

Dazu kommt, dass Florian Lauer jedes Jahr außergewöhnliche Weine macht. Das passt einfach, keiner muss sich verbiegen. Jörg Diekert muss nicht nach den Weinen kochen, und Florian Lauer muss die Weine nicht so gestalten, dass sie zu den Gerichten passen. Es findet sich immer eine geschmackvolle Symbiose, wie ich während des Menüs auch feststellte. Nach Sternen streben sie hier nicht, denn eine gute Küche und ein vollbesetztes Hotel sind auch gute Grundlagen, um Geld zu verdienen. Dazu die Personalprobleme in dieser Zeit. Denn auch die Gäste kommen von weltweit hierher und suchen nicht unbedingt ein Sterne-Restaurant, sondern die Möglichkeit, authentisch zu essen.

Internationales Publikum im Haus

Hausgemachtes Pflaumeneis mit Schokolade, Minze, Pistazien und Pflaumen – Foto: Astrid Karger

Die Gäste, die gutes Essen zu schätzen wissen, kommen nicht nur aus der Region. Die Chefin kann manchmal gar nicht glauben, von wo die Gäste so ihren Weg zu ihnen finden: „Wir haben hier wirklich ein internationales Publikum, was wir hier in Ayl, als wir anfingen, nicht erwartet hatten. Wir haben Gäste aus Argentinien, China, Japan, Indonesien, Mexiko, viele aus den USA, weil Florian Lauer dort sehr bekannt ist. Aber auch aus Europa, aus den Niederlanden ganz viele, Belgien, Schweden ist sehr stark vertreten, Dänemark. Überhaupt viele Skandinavier.“

Ihr Hotel war von Anfang an schnuckelig, doch manchmal mussten sie auch etwas nacharbeiten – der Charme der 60er-Jahre ließ keine andere Entscheidung zu. Wobei viele Gäste den alten Charme auch mögen. 2018 haben sie ein zusätzliches Gästehaus gebaut, mit Blick auf die Weinberge – barrierefrei durch einen Lift, ebenerdige Badezimmer und somit auch benutzbar für Rollstuhlfahrer.

Bevor der Küchenchef Jörg Diekert in die Küche geht, um unser Mahl zu kochen, interessieren mich noch ein paar Dinge über seinen eigenen, sehr besonderen Stil. Er sagt: „Natürlich merkt man bei meinem Kochstil die Einflüsse meiner alten Chefs. Man nimmt überall das mit, was man am besten findet, um daraus seine eigene Linie zu finden. Natürlich nehme ich auch neue Einflüsse mit auf, Techniken, die man irgendwo gesehen hat. Ich will immer innovativ auf dem Teller bleiben. Möglichst regional, aber bei vielen internationalen Gästen muss es einfach nur gut sein.“

Jörg und Laura Diekert betreiben seit zehn Jahren das „Weinhotel Ayler Kupp“ auf dem Weingut Lauer – Foto: Astrid Karger

Dann geht es zum Essen. Ob im Weinrestaurant oder im wunderschönen Garten: Betörend ist der Blick auf die Weinberge, die gegenüber liegen. Das alleine ist schon einen Besuch wert. Jörg Diekert zaubert uns ein Menü auf den Tisch, das ich vom ersten Biss bis zum letzten genieße. Jeder Gang ein Knaller! Die Weinreise ist eine mit den außergewöhnlichen Rieslingen von Florian Lauer. Bravo! Natürlich haben sie hier auch Weine anderer guter Winzer und Regionen. Doch ich wollte die Tropfen des Winzers von der Saar, der auch mal in der New Yorker U-Bahn von einem Mann angesprochen wurde: „Good Day. Are you Florian Lauer?“

Unser Menü beginnt mit einem Flusskrebssalat mit Parfait von Rucola. Dazu gibt es von Fass 25 einen Ayler Riesling 2023 vom „Weingut Peter Lauer“. Ein junger, knackiger, frischer, trockener Riesling. Typisch für die Saar: mit Mineralität und Schiefernote. Es folgt ein Zander-Sashimi mit Buttermilch, Kräutern, Chiliflocken und Staudensellerie. Der Zander stammt von Marc Rosengarten aus Trassem an der Saar. Bei den Getränken bleiben wir beim gleichen Riesling. Der nächste Gang trifft voll meinen Geschmack: Zwiebel-Tartelette mit Sauerrahm und Speck sowie einer Gemüsevinaigrette. Himmlisch! Dazu gibt es aus Fass Nummer 6 eine Hommage an den Senior des Weingutes Peter Lauer, Riesling 2014, also aus dem Jahr, als Familie Diekert nach Ayl kam. Gut gereift natürlich, mit fast zehn Jahren auf der Flasche ein außergewöhnlicher Genuss. Immer noch Frische, aber auch Eleganz, reife Töne, Kräuternoten. Eine herrliche Kombination.

Neben Wein auch regionale Biere

Auch Restaurantleiter Sascha Dietzler kümmert sich um das Wohl der Gäste – Foto: Astrid Karger

Als Hauptgang folgt ein Filet vom Kalb, mit Pfifferlingen und Tomatenrelish. Auch dieser Gang ist etwas ganz Besonderes. Und der Riesling dazu: Fass Nummer 21 ist die erste Lage, Scheidterberg, Jahrgang 2022. Die Idee dahinter ist, einen trockenen Wein zu servieren, der schon jung wunderbar zu genießen ist. Natürlich aber auch mit Potenzial altern zu können. Das Dessert ist von der Pflaume, mit Schokolade, hausgemachtem Pflaumeneis, Minze und Pistazien.

Nach dem Essen gönne ich mir noch ein Bier, denn Restaurantleiter Sascha Dietzler hat da etwas ganz Besonderes von einer kleinen, regionalen Brauerei aus dem Konzer Tälchen. Er servierte mir von der Brauerei Tälchen ein Mennig Pale Ale, sehr hopfenbetont. Der Hopfen hat etwas von Zitrone und Apfelsinen sowie überhaupt Früchten und ist das richtige Bier an diesem heißen Tag. Im Ausschank haben sie hier verschiedene Biere dieser kleinen Brauerei – und das hat auch nicht jeder.

Schauen Sie einfach mal vorbei, am besten mit einem leeren Kofferraum. Denn eine Reise an die Saar bedeutet auch immer: Wein kaufen in einer Region, die weltweit ganz oben mitspielt! Und zu Florian Lauer sind es gerade einmal 50 Meter …

Weinhotel Ayler Kupp
Trierer Straße 49a
54441 Ayl
Telefon 06581-988380
www.saarwein-hotel.de