Die Betreiber der Rimoco Gewürzmanufaktur in Saarbrücken sind auf der ganzen Welt unterwegs, um die richtigen Zutaten für ihre Produkte zu finden. Hier wird auf Qualität statt auf Masse gesetzt.
Im Jahr 1985 kochte ich zum ersten Mal mit Algen. Ich stand neben Sternekoch Roland Wätzmann in der Küche, der davon überzeugt war, dass Algen ein besonderes Nahrungsmittel seien. Da war der Meister seiner Zeit weit voraus, denn jahrelang fand ich in ganz unterschiedlichen Restaurants keine Algen auf dem Teller. Dies änderte sich erst, als die asiatische Küche ihren Siegeszug durch Europa antrat. Wer sich Sushi bestellt, hat sicherlich auch bei der einen oder anderen Komposition ein Algenblatt dabei. Das kann auch mal ganz besonders frisch sein: Erst vor Kurzem sah ich einen Film über einen dänischen Koch, der allmorgendlich zum Meer geht, um sich dort seine Algen herauszufischen.
In einer Welt, die sich in vielerlei Hinsicht bei ihrer Nahrung nicht mehr zurechtfindet, Fehlentwicklungen mit Allergien und Krankheiten zu kompensieren hat, machen sich immer mehr Mitbürger kundig, was ihnen gut tut und was nicht. Schon Paracelsus sagte vor rund 500 Jahren: „Alle Wiesen und Matten, Berge und Hügel, sie sind Herrgotts Apotheke.“
Wir sollen uns also auf das Natürliche konzentrieren und den Irrweg, den uns die Nahrungsmittelindustrie vorgibt, doch noch eines Tages korrigieren. Ohne die „Vitamine B, A, S und F“.
Ich sitze in Riegelsberg mit ein paar Spezialisten zusammen, die mit ihrem Produkt Algovit neuen Wind in unsere Küchen bringen wollen. Der Arzt und Homöopath Dr. Franz Walter gehört dazu. Er erklärt mir: „Algen können Erstaunliches.
Algen tragen zur Entgiftung bei und sind fast fettfrei
Das Blattgrün der Algen hat eine erstaunliche Eigenschaft. Wie unser Blutfarbstoff Hämoglobin hat das Blattgrün ein Zentralatom. Im Blattgrün ist es Magnesium. Dieses Magnesium wird leicht ausgetauscht gegen schwerere Metallatome. Auf diese Weise führen Algen dem Körper das wichtige Magnesium zu und binden gleichzeitig schwerere Metallatome. Diese werden auf natürliche Weise ausgeschieden.
Damit tragen Algen zur Entgiftung von schädlichen Schwermetall-Ionen bei. Algen sind fast fettfrei. Die wenigen Fette entstammen aus der Reihe der ungesättigten Fettsäuren. Diese Fettsäuren sind für den Menschen essenziell und man schreibt ihnen sehr positive Eigenschaften zur Gesunderhaltung zu. Bei Versuchen mit diesen Fetten aus Walnüssen hat man im Labor herausgefunden, dass entzündliche und tumoröse Erkrankungen am Entstehen gehindert werden, bei Darmtumoren hat man sogar Rückbildungen der Tumore beobachtet. Algen sollten selbstverständlich nicht unser Grundnahrungsmittel sein. Aber mit den Algenzusätzen in Gewürzen tun wir jeden Tag etwas Gutes für unsere Gesundheit, einfach, schnell und – es schmeckt.“
Algen gelten als erstes Glied der Nahrungsmittelkette. Diese Stoffwechselspezialisten sind vielseitige Naturstofflieferanten und dazu noch biologisch. Die „leichte“ Aufnahme der Stoffe aus dem Meer und den Algen scheint für den Körper besonders gewinnbringend zu sein. Algen sind das Fitness-Gemüse schlechthin. Sie sind besonders reich an Mineralstoffen und Spurenelementen, sie bieten die geballte Kraft des Ozeans in direkt verwertbarer Form. Ihr Gehalt an Kalium, Calcium, Magnesium, Eisen, Mangan, Zink spricht für sich.
Algen gleichen, bei regelmäßigem Verzehr, manchen Mangel aus. Deshalb fühlen sich viele Menschen, die beginnen, Algen zu verzehren, nach einiger Zeit fitter und vitaler.
Die Saarbrücker Thalasso-Spezialistin Agnes Kling-Schlicker ergänzt dazu: „Algen liefern unserem Körper auch die Aminosäuren, die er für ein gutes Funktionieren braucht. Sie werden benötigt, um unsere Gewebe und Organe aufzubauen und zu erhalten, auch wichtig für Vegetarier und Veganer. Algen dämpfen den Hunger durch Alginate, die vom Körper nicht verarbeitet, sondern wieder ausgeschieden werden. Sie quellen im Magen auf, vermitteln ein Sättigungsgefühl und wirken so als natürliche Hungerstopper.“
Ein weiterer Teilnehmer dieser Runde ist Hardy J. Braun, mit ihm fahre ich in die Altsaarbrücker Talstraße zu Rimoco, eine der besten Gewürzmanufakturen weit und breit. Dort werden auch Gewürze und Gewürzmischungen mit Algen produziert.
Die beiden Betreiber sind Überzeugungstäter, haben sich auf der ganzen Welt nach guten Gewürzen umgesehen, um diese auch zu importieren. Seit vier Jahren betreiben sie in der Landeshauptstadt ihren Online-Versand. Richard Möcks, einer von ihnen, meint dazu: „Wir waren es leid, welche Qualitäten in den Supermärkten verkauft werden. Darüber haben wir uns immer geärgert. Wir wissen, dass das besser geht. Deshalb haben wir unser Geschäft eröffnet.“
Wer etwas industriell macht im Lebensmittelbereich, produziert Massenware. Ob Schwein oder Gewürz. Dort werden beim Einkauf schon große Chargen eingekauft, oft mehrere 100 Tonnen. Da ist klar, dass das nicht unbedingt die beste Qualität sein muss. Zudem sind es meistens überlagerte Produkte, die in Plastik verpackt wurden. Oft über mehrere Jahre, bevor sie im Kaufhausregal stehen. Oft sind sie gemahlen, sodass vom Geschmack des Produktes kaum etwas übrig bleibt.
Der Laden der beiden läuft so gut, dass sie im nächsten Jahr noch eine Etage tiefer 300 Quadratmeter dazu anmieten müssen. Die Gewürze, die sie vertreiben, sind zwar nicht alle „Bio“, aber von guter Qualität. Sie legen großen Wert auf Authentizität, fahren dann mal auch drei Monate nach Indien, um Gewürze zu testen. Oder auch nach Asien, Australien und halb Europa. Sie produzieren Fernweh, wollen, dass sich die Kunden an den guten Geschmack des letzten Urlaubs erinnern. Hier herrscht Handarbeit, die Dosen werden von Menschen befüllt und gestaltet. Viele Gewürzmischungen sind beim Kochen entstanden, durch „learning by doing“.
Zum Abschied sagt mir Hardy J. Braun: „Eine optimale Ernährung eröffnet uns wunderbare Chancen, ein langes Leben bei bestmöglicher Gesundheit und guter Fitness zu verbringen. Die Algen bieten uns eine leichte und gesunde Ergänzung zu unseren täglichen Gerichten. Du isst deine Gesundheit mit Genuss und Geschmackserlebnissen – man ist, was man isst. Übrigens finden sich in dem neuen Kochbuch unseres Vorzeigekochs Christian Bau einige Rezepte mit Algen.“