Gut und günstig

Es müssen nicht immer die großen bekannten Namen sein. In „Jacques Weindepot” in Saarbrücken finden Genießer weniger bekannte Tropfen, die oftmals günstiger, aber trotzdem hochwertig sind. Seit knapp einem Jahr betreibt Yasmin Benyakoub das Traditionshaus.

Vor knapp 35 Jahren eröffnete Rolf Pfeiffer das „Jacques Weindepot” in Saarbrücken, am 16. Juli 1986 machte er zum ersten Mal auf. Das Depot in Saarbrücken liegt genau gegenüber vom Deutsch-Französischen Gymnasium. Perfekt mit vielen Parkplätzen, die es den Kunden leicht machen, viele Kisten zu verstauen. Am 1. Februar vorigen Jahres hat Yasmin Benyakoub „Jacques Weindepot” übernommen.

Seit Mitte Juli 1986 gibt es „Jacques Weindepot” gegenüber vom Deutsch-Französischen-Gymnasium – Foto: Dirk Guldner

Ich selbst lernte in den 70er-Jahren Weine so nach und nach richtig kennen. Es dauerte naturgemäß ein paar Jahre, bis ich die Vorliebe für meine Weine gefunden hatte. In den 1980ern fing ich an, mir eine kleine Auswahl an Weinen in den eigenen Keller zu legen. Von Anfang an war ich dabei auch Kunde bei „Jacques Weindepot”. Es hatte damals einen unschlagbaren Vorteil gegenüber vielen Mitbewerbern: Hier konnte man jeden Wein probieren, bevor man ihn kaufte. Dies war in dieser Zeit eigentlich nur hier möglich, und darum waren Besuche hier fast immer auch eine Weiterbildung in Sachen Wein. Auf „Jacques Weindepot” war immer Verlass.

Das hat einen einfachen Grund: Die 280 auf ganz Deutschland verteilten Depots der Kette gehören zu dem Weinriesen Hawesko. Die Hawesko Holding ist eine Handelsgesellschaft für Wein und Champagner. 2019 zählte sie rund 1.000 Mitarbeiter und machte einen Umsatz von 556 Millionen Euro. Während sie selbst die renommierten und etwas teuren Weine verkauft, werden die kleinen, oft unbekannten Weine über „Jacques Weindepot” vertrieben. Der Grundgedanke dabei war also schon immer, dass man ordentliche Weine zu vernünftigen Preisen kriegt und alle Weine auch im Depot probieren kann. Schlechte Weine haben sie hier definitiv keine.

Im „Weindepot” muss man nicht die Katze im Sack kaufen, sondern kann die Weine vorab probieren – Foto: Dirk Guldner

Yasmin Benyakoub arbeitete bereits als Teenie im Depot in Saarbrücken mit. Die heute 29-Jährige kam 2007 ins Weindepot und machte zunächst eher die Arbeiten rund um den Wein, nicht mit dem Wein. Sie hatte damals einen Aushilfsjob, um ihr Taschengeld aufzubessern. Paletten auspacken, Weine einräumen, auch mal an der Kasse stehen. Später half sie dann auch mal am Wochenende mit. Sie war aufgeschlossen und wissbegierig. Durch Rolf Pfeiffers immenses Wissen über Wein lernte sie schnell und vor allem, Wein zu verstehen. Vor etwa zwei Jahren fragte Pfeiffer seine langjährige Mitarbeiterin, ob sie sich vorstellen könnte, das Weindepot von ihm zu übernehmen. Sie war begeistert und arbeitete sich immer weiter in die Materie ein. Sie machte Schulungen und Weiterbildungen in der Düsseldorfer Zentrale von Hawesko.

Hier finden sich weniger große Namen, als vielmehr unbekanntere Perlen des Weins – Foto: Dirk Guldner

Pfeiffer selbst, der inzwischen im Unruhestand ist, arbeitet unter der neuen Chefin weiter mit. Die beiden haben sozusagen die Rollen getauscht. Vor allem am Wochenende ist er im Einsatz, und dies ist natürlich für Yasmin ein riesiger Vorteil. 50 Jahre Weinerfahrung sind ein unschlagbares Argument. „Die Liebe zum Wein, dieses Feuer hat Rolf in mir entfacht”, betont Yasmin Benyakoub. „Wenn man immer jemandem zuhört, dann kommt das eines Tages. Ich wollte selbst an diesen Punkt kommen, so begeistert über Wein reden zu können. Und daran arbeite ich seit Jahren. Mit der Zeit habe ich den Wein verstanden und lieben gelernt”, erklärt sie. Privat trinkt sie sehr gern ein Glas Wein zu einem guten Essen.

Gleiche Trauben, günstigerer Preis

Zweimal im Monat gibt es in „Jacques Weindepot” eine besondere Aktion. Dann werden neue Weine präsentiert oder neue Jahrgänge aus dem Stammsortiment. Diese werden dann preiswerter angeboten. Vorher probiert Yasmin diese Weine mit allen Mitarbeitern, damit alle genau über die Weine Bescheid wissen. So ist jedes Weintasting auch eine Weiterentwicklung des eigenen Gaumens. Es gehört dann für die Mitarbeiter dazu, zu lernen, wie man eine Verkostung aufbaut. In welcher Reihenfolge präsentiere ich die Weine, auf was muss ich besonders achten?

Neben Wein gibt es auch andere Spezialitäten zu kaufen, etwa Olivenöl, Gewürze und Käsegebäck – Foto: Dirk Guldner

Natürlich gehören zu ihrem neuen Job vielfältige Aufgaben. Neben dem ganzen Verwaltungskram kann sie den Verkaufsraum so bestücken, wie sie es für richtig hält. Nicht jedes Depot der Kette hat das gleiche Angebot vorrätig. Da gibt es schon regionale Unterschiede. Natürlich kann jedes Depot seinen Kunden alle Weine, die von Jacques angeboten werden, bestellen. Yasmin Benyakoub hat das Vollsortiment in Saarbrücken vorrätig, denn für den Umsatz eines Depots ist die Leiterin verantwortlich. Ihr Geld verdient sie auf Provisionsbasis. Sie werde hervorragend von der Zentrale unterstützt, sagt sie. Diese mache das gesamte Marketing und übernehme viele Aufgaben, die das einzelne Depot entlastet. Trotzdem könne jedes Depot – etwa in den sozialen Medien – eigene Inhalte einbringen.

Die Aktionen sind dabei sehr unterschiedlich. Natürlich etwa auch am sogenannten Black Friday. Da gibt es dann auch schon mal den ein oder anderen berühmten Winzer bei „Jacques Weindepot”. Ob dies dann Weine von Antionori aus Florenz sind oder von einem der berühmtesten Winzer Deutschlands. Etwa von Markus Molitor. Einen 2018er Zeltinger Ortswein gab es hier in der Vorweihnachtszeit. Molitor wurde bis heute mit 15 Weinen vom amerikanischen Wein-Guru Robert Parker mit 100 Punkten ausgezeichnet! Also, besser geht es nicht …

Doch in „Jacques Weindepot” findet man sonst eher andere Weine. So bieten sie etwa einen Crémant an, der aus den gleichen Trauben gemacht ist wie ein Champagner. Da er aber nicht aus der Champagne stammt, darf er auch nicht Champagner heißen. Dafür kostet er nur die Hälfte. Dasselbe bei der Appellation Châteauneuf-du-Pape. Weltberühmt. Daneben gibt es eine kleine Appellation: Vacqueyras. Mit identischen Rebsorten, auch für einen kleineren Preis.

Weitere Angebote rund ums Thema Wein

Ich selbst erlebte vor Jahren folgende Geschichte. Ich war auf der Suche nach einem Sauvignon blanc und orientierte mich Richtung Loire. Rolf Pfeiffer riet mir damals: „Schau mal, etwas südlich von der Loire gibt es das Weinbaugebiet Menetou-Salon. Etwa 20 Kilometer lang, nordöstlich der Stadt Bourges. Auch hier wird Sauvignon blanc angebaut. Schau Dir mal die Preise an.” So kam es, dass viele Bekannte dem Modewein Sancerre huldigten, während ich etwas südlicher einkaufte. Günstiger, aber keineswegs schlechter. Das ist der Grund, warum ich immer wieder hierhin zurückkehre. Ich mag guten Wein, ich brauche aber keine großen Namen. Ich bin Genießer, kein Etikettentrinker.

Auch andere kulinarische Spezialitäten gibt es hier zu kaufen – Foto: Dirk Guldner

Meine Lieblingsgeschichte vom Saarbrücker Depot? Es war Sommer 1997, und als ich samstags ins Depot kam, stand Pfeiffer mit einem Kumpel im Hof und kochte – Hummer. Dazu muss man wissen: Kochen kann er, Pfeiffer kochte während seiner Bundeswehrzeit in Kiel in der Kombüse eines U-Bootes. Der Hummer war ausgezeichnet, und den passenden Wein gab es im Weindepot auch. Werde ich nie vergessen …

Jede Filiale von „Jacques Weindepot” hat die Freiheit, um den Wein herum eigene Angebote zu machen, die es dann so nur in diesem jeweiligen Depot gibt. Ich war erstaunt, was Yasmin Benyakoub da ausgewählt hatte. Etwa Olivenöl der weltbekannten Marke Jordan, und auch Balsamicoessig von ihnen. Schwarze Oliven von Elia, Marmeladen kleiner regionaler Erzeuger. Aber auch meine Lieblingsgewürze der Saarbrücker Gewürzmanufaktur Rimoco. Die spielen mit ihrem Qualitätsanspruch in der ersten Liga. Passend zu den Weinen hier.