Wie der Vater, so die Tochter

Dass „Wern’s Mühle“ im Ostertal für eine hervorragende regionale Küche steht, hat Markus Keller bereits bewiesen. Jetzt folgt ihm auch seine Tochter Anna – sowohl in der heimischen Küche als auch als Preisträgerin beim Wettbewerb „Genuss-Gastwirt Saarland“.

Hausgemachte Frischkäse-Ravioli – Foto: Astrid Karger

Es bereitet mir immer wieder eine große Freude, ins Ostertal zu „Wern’s Mühle“ zu fahren. Hier gibt es eine wunderbar regionale und saisonale Küche auf hohem Niveau. Ihre Lebensmittel beziehen sie von insgesamt 51 Zulieferern aus dem Saarland und Rheinland-Pfalz, sie sind Mitglied bei Slow Food und viele ihrer Partnerbetriebe sind Bioland- und Demeter-Betriebe. Da weiß der Kunde, woran er ist! Betrieben wird das Anwesen von Familie Keller, das sind Markus, Theresia, Anna und Luisa Keller.

Tochter Anna hat gerade den Titel „Genuss-Gastwirt Saarland“ gewonnen. Dieser Wettbewerb wird alle zwei Jahre ausgeschrieben und zum ersten Mal hat sich eine Frau dabei durchgesetzt. Dazu herzlichen Glückwunsch. Anna Keller steht damit in einer Riege großer Köche, die die saarländische Regionalküche hochhalten. Dieser Wettbewerb des Saarländischen Wirtschaftsministeriums in Kooperation mit Dehoga und der Tourismuszentrale des Saarlandes ist bei regionalen Köchen sehr beliebt. Wenn ich mir die Vorgänger so anschaue, dann weiß ich, hier wird regional und auf sehr hohem Niveau gekocht. Beim ersten Wettbewerb im Saarland vor rund zehn Jahren erhielt Jörg Küntzer vom „Gräfinthaler Hof“ den Preis. Als zweiter saarländischer Koch erhielt Annas Vater Markus Keller damals ebenfalls für „Wern’s Mühle“ die Auszeichnung. Es folgten Christian Münch-Buchna vom „Landhotel Saarschleife“ und Jörg Bieg vom „Restaurant Bellevue“.

Salat von zweierlei Spargel mit Ziegenkäse – Foto: Astrid Karger

Anna Keller sicherte sich im Finale nicht nur den ersten Platz der Jury, sondern auch beim Publikumspreis, der während der Aktionswochen per Online-Abstimmung ermittelt wurde, setzte sich Anna Keller mit ihrem Gericht „Bratwurst von der Bergmannskuh mit Schupfnudeln und fermentiertem Gelleriewe-Kappes-Gemüse“ durch. Der Genuss-Gastwirt Saarland in Silber ging an Frederik Theis vom „Wein Erlebnis Hotel Maimühle“ in Perl mit Hirschmedaillons an Spätburgunder-Preiselbeersauce auf Maronenpüree und getrüffeltem Spitzkohl mit Buchweizen, Bronze erhielt Katja Mayer von „Leibrocks Hofladen“ aus Neunkirchen-Eschweilerhof mit Schweinekotelett natur auf Dinkeltagliatelle mit Maronen und Trauben, dazu Feldsalat mit Hagebuttendressing. Für mich sind diese drei Siegerinnen und Sieger besondere Köchinnen und ein besonderer Koch.

Regionale Küche stärkt das Image und die Identität des Saarlandes. Sag’ mir, was du isst, und ich sage dir, wer du bist, kommt mir da in den Sinn. Beim Wettbewerb „Genuss-Gastwirt Saarland“ wird ein Rezept gesucht, das einen Bezug zum Saarland hat und dessen Zutaten natürlich aus unserer Region stammen. Ziel dabei ist die Stärkung der regionalen Küche und die Förderung der Verwendung regionaler Produkte in der Gastronomie.

Workshop zum Thema Hülsenfrüchte

Dazu gab es ein klares Statement von Birgit Grauvogel, Geschäftsführerin der Tourismus Zentrale Saarland: „Unsere Partnerinnen und Partner der Genuss-Region Saarland leisten mit ihrer nachhaltigen Ausrichtung, ihrer Leidenschaft für das Genusshandwerk und ihren hervorragenden regionalen Produkten einen wichtigen Beitrag für einen nachhaltigen Tourismus im Saarland. Die ausgezeichnete Küche gehört zu den stärksten Imageträgern unseres Bundeslandes“.

Mit Sahne gefüllte Windbeutel mit frischen Erdbeeren und Eiscreme – Foto: Astrid Karger

Ich frage Anna Keller, was sie an dem Beruf der Köchin so liebt? Sie lacht: „Ich wollte immer Köchin werden, vielleicht auch durch den Einfluss meines Vaters. Ich durfte schon früh mithelfen, als ich ganz klein war, schon Petersilie zupfen. Als ich etwas größer war, half ich am Wochenende gerne in der Küche mit. Nach dem Abitur machte ich dann die Kochlehre.“

Gelernt hat sie bei Sternekoch Cliff Hämmerle, der durch Fernsehen und Bücher die Menschen im Lande immer wieder für saarländische Spezialitäten begeistert. Ein perfekter Einstieg also für diese junge Frau. Natürlich hat sie eine klare Vorstellung ihrer Küche. Sie selber isst auch mal Fleisch, doch sie sagt auch ganz deutlich: „Wenn alle Menschen auf der Welt so leben würden wie wir in Deutschland, wären jetzt, Anfang Mai, bereits alle Ressourcen für dieses Jahr aufgebraucht. Die Ernährung mit viel Fleisch und tierischen Produkten ist dafür ein Hauptfaktor. Deshalb ist es wichtig, nicht so viele tierische Produkte zu essen. Das System gibt dies auf Dauer nicht her. Deshalb mag ich die vegetarische Küche und die vegane. Es muss ja nicht immer Salat sein. Und deshalb integrieren wir in unsere Küche immer mehr fleischlose Gerichte!“

So plant Anna Keller etwa im Herbst gemeinsam mit Patric Bies von der „Bliesgau Ölmühle“, einen Workshop für Pädagogen zum Thema Hülsenfrüchte anzubieten. Vor allem für Fachkräfte, die mit Kindern und Jugendlichen zu tun haben. Dies ist ihr sehr wichtig.

Hausgemachtes Griebenschmalz

Anna Keller arbeitet mit Vater Markus, Mutter Theresia und Schwester Luisa im Familienbetrieb – Foto: Astrid Karger

Aber zurück zu „Wern’s Mühle“. Über das Anwesen gäbe es so viel zu erzählen. Das Landhaus „Wern’s Mühle“ liegt inmitten des wunderschönen Ostertals. Es entstand im 19. Jahrhundert um die historische Ölmühle und wurde im Laufe der Zeit zu einem bekannten Gasthaus. Die Vorfahren der „Ölmühle Wern“ arbeiteten im Einklang mit der Natur und den jahreszeitlichen Begebenheiten. Diese Lebensweise führt Familie Keller nach der Wiedereröffnung der „Wern’s Mühle“ weiter. Die kulinarischen Kreationen entstehen und verändern sich mit dem regionalen Angebot der Natur im Laufe der Jahreszeiten. Für ihre Nachhaltigkeit wurden sie als erstes saarländisches Restaurant überhaupt in die „Slow Food Chef Alliance“ aufgenommen. Sie sind auch das erste Hotel in Deutschland, das für Hunde zertifiziert ist. Fragen Sie einfach danach oder schauen Sie sich die Internetseite an.

Bei meinem Besuch schaue ich mir natürlich auch die alte Ölmühle an. Adam Wern erbaute sie 1841. Dieser erste und somit älteste Gebäudeteil beherbergte aber lediglich die Mühleneinrichtung. Dort treffe ich Willi Wern. Er berichtet: „Heute haben wir Öl gepresst. Aus den regionalen Walnusskernen wird auf dieser historischen Ölmühle Öl gemacht. Dabei verbleiben aber Reste und diese verarbeitet Anna zu Walnussmehl zum Brotbacken. Oder sie macht frische Spätzle oder andere Nudeln daraus.“

Der Familienbetrieb „Wern’s Mühle“ in Ottweiler-Fürth: Mutter Theresia, Schwester, Luisa, Vater Markus und Anna Keller – Foto: Astrid Karger

Anschließend freue ich mich auf ein vorzügliches Essen. Theresia Keller erzählt mir währenddessen, dass auch die jüngste Tochter Luisa inzwischen wieder im Haus sei: „Unsere jüngste Tochter Luisa ist Hotelfachfrau. Sie hat bisher im „Seehotel Weingärtner“ in Bosen gelernt und gearbeitet. Seit gestern ist sie wieder zu Hause und kümmert sich nun um den Service, das Hotel und die Buchhaltung.“

Dann kommt das Essen, und los geht es mit einem Gruß aus der Küche – hausgebackenes Brot aus Sauerteig und Walnussöl und ein paar andere Köstlichkeiten. Ich bleibe gleich beim hausgemachten Griebenschmalz hängen. Seit Jahrzehnten habe ich kein solch gutes Griebenschmalz mehr gegessen. Herausragend! Es folgt ein gebratenes Saiblingsfilet von Marc Rosengarten zu Pfälzer Spargel. Und dann gibt es natürlich Anna Kellers Gewinneressen: Bratwurst von der Bergmannskuh mit Schupfnudeln und fermentiertem Gelleriewe-Kappes-Gemüse mit Kartoffelpüree. Und zur Abrundung gönne ich mir einen Café Gourmand mit Leckereien aus der Dessertküche.

Das ganze Essen war Perfektion mit nachhaltigem regionalem und saisonalem Touch. Es war mir ein Fest und ich verstehe sehr gut, welchen Stellenwert sich die besten regionalen Restaurants bei meinen Freundinnen und Freunden erkocht haben. Bei mir übrigens auch, nämlich ganz oben. Und „Wern’s Mühle“ gehört dabei definitiv dazu.

Info

Wern’s Mühle – Landgasthaus im Ostertal 

Familie Keller

Brückenstraße 38

66564 Ottweiler-Fürth

Telefon 06858-6999211

www.werns-muehle.de

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