Kulinarischer Besuch beim Nachbarn

Bei dem derzeit herrlichen Wetter bieten sich Ausflüge geradezu an. Etwa per Fahrrad oder Saarbahn zu unseren französischen Anrainern. Unser Gastro-Kolumnist hat einige Adressen als Tipp, bei denen sich gut einkehren lässt.

Das „Café de la Paix“ ist ein Ausflugsziel, dass sich jenseits der Grenze anbietet – Foto: Laszlo Pinter

In den vergangenen Monate haben mich immer wieder Menschen nach kulinarischen Tipps in Frankreich gefragt, am besten ganz in der Nähe von Saarbrücken. Nach den kleinen Bistrots und Restaurants, die nicht unbedingt jeder aus dem Saarland kennt, die aber bei schönem Wetter wie derzeit für einen Ausflug geeignet sind, vielleicht sogar mit dem Fahrrad. Die Grundrichtung ist von Saarbrücken nach Saargemünd – und noch etwas weiter …

Saargemünd ist immer einen Besuch wert

Geeister Kuglhopf mit Mirabellen aus Lothringen in der „Brasserie du Casino“ – Foto: Astrid Karger

Vergangenen Samstagmorgen war ich selbst wieder einmal im „Coté Canal“. Bei herrlichem Sonnenschein ist dies wie ein kleiner Urlaub. Das Haus war vom ersten Tag an vor vier Jahren das Ziel zahlreicher Gäste aus Frankreich und Deutschland und erlangte bald Kultstatus. Hier treffen sich jung und alt, Fahrradfahrer und Spaziergänger, Touristen und Einheimische. Hier geht es bunt, aber sehr gemütlich zu. Manche Gäste kommen auch mit der Saarbahn, die ja bis nach Saargemünd fährt.

An diesem Samstagvormittag herrscht ein ständiges Kommen und Gehen. Einige machen hier Rast, um dann ihren Weg fortzusetzen. Andere sitzen stundenlang gemütlich mit ihrer Zeitung oder einem guten Buch. Oder einfach nur zum Entspannen. Das Umfeld ist herrlich ruhig hier, ab und zu gleitet mal ein Schiff vorbei oder eine Gruppe Kanuten. Es gibt hausgemachte Tartines, Kuchen, Quiches und Salate. Das „Coté Canal“ ist vegetarisch ausgerichtet! Pauline steht von morgens an in der Küche und kocht und backt. Und es schmeckt alles frisch, man merkt die gute Produktausw

Eine geniale Quiche Brocoli-Lachs gibt’s auf der Terrasse des „Côté Canal – Café & Co“ – Foto: Dirk Guldner – guldner.de

Bei vielen meiner Freunden sehr beliebt ist auch das „Café de la Paix“. Hier wurde immer schon die deutsch-französische Freundschaft gelebt. Seit drei Generationen sorgt Familie Jespere dafür, dass dies auch so bleibt. Auch das „Café de la Paix“ ist meist gut besucht. Kulinarisch erwartet den Gast hier eine Verbeugung vor der großen französischen Küche. Delicieux! Auch hierher kommen viele Gäste aus dem Saarland, machen einen Ausflug mit Saarbahn oder Fahrrad, immer an der Saar oder dem Saarkanal entlang.

Boeuf Bourgignon lässt sich – wenn Saison ist – mit Pilzen im „Le Chalet“ in Zetting genießen – Foto: Thomas Wieck

Das Grenzstädtchen Saargemünd ist ohnehin immer eine Reise wert, denn hier gibt es vieles zu entdecken. Hier mündet beispielsweise die Blies in die Saar. Zu Fuß kann man hier eine tolle Tour unternehmen, wenn man von der Bliesmündung weiter entlangspaziert. Dabei kann man sich gleichzeitig auf die Spurensuche und eine Reise in die Vergangenheit begeben, denn Saargemünd war einst eine bedeutende Stadt der Keramikproduktion. Belege dafür lassen sich bei solch einem Spaziergang bis heute finden.

Kürzlich war ich nach vielen Jahren auch mal wieder im „Charrue d‘Or“. Dieses Restaurant mit dem einst großen Namen betreiben jetzt zwei sehr ambitionierte Fachleute: Sacha Baumann und Marc Florsch. Sacha Baumann ist Maître Restaurateur. Dieser Titel – auf Deutsch etwa „Meistergastronom“ – wird ausgezeichneten Gastronomen im Hexagon verliehen. Er ist eine staatliche Auszeichnung, meist wird sie vom Präfekten verliehen. Und sie ist an strenge Regeln gebunden. Der Maître-Restaurateur verpflichtet sich, ausschließlich mit frischen Zutaten zu arbeiten. „Ich muss im Restaurant alles frisch kochen“, erklärt Baumann. „Man darf etwa für die Nachspeise kein Dessert kaufen, sondern muss auch dieses frisch selbst machen. Auch darf ich kein tiefgekühltes Fleisch oder gefrorenen Fisch kaufen.“ Die Vorgaben sind klar und streng. Und der Kunde freut sich, denn es schmeckt hier verdammt gut!

So sieht die Terrasse des „Côté Canal – Café & Co“ aus – Foto: Dirk Guldner

Auf der anderen Seite der Saar liegt die „Brasserie du Casino“ des Saargemünder Sternekochs Stephane Schneider. Hier kann man sogar mit dem Boot anreisen und direkt am Restaurant anlegen. Im Sommer sieht es hier fast aus wie in Südfrankreich. Die Speisekarte bietet alles für alt und jung. Dabei wird großen Wert auf Regionalität gelegt. Die Fische stammen aus den lothringischen Weihern des Bezirks „Saulnois“, des Salzlandes rund um Marsal, die Schnecken von Monsieur Pernot aus Buhl, der Käseteller ist garniert mit den Spezialitäten aus Lothringen und dem Elsass. Die Mirabellen kommen aus Diebling, und der geeiste Kuglhopf wird mit Mirabellendistillat aus Lothringen angegossen.

Zum süßen Abschluss ein „Café Gourmet“ im „Restaurant le Villageois“ – Foto: Dirk Guldner

Vorigen Sonntag habe ich einen Ausflug nach Grundviller unternommen, zu einem kleinen Markt regionaler Produzenten aus dem „Land der Seen“. Da bot es sich selbstverständlich an, zum Mittagessen ins „Le Villageois“ zu gehen. Marianne und Alain Freymann betreiben hier ein Haus, in dem so gekocht wird, wie es einst die Großmutter tat. Hier ist alles von einem großen Koch von Hand gemacht. Gelernt hat Alain Freymann bei den großen Köchen in den Sternerestaurants der alten Meister. Im eigenen Restaurant begeistert er viele seiner Stammkunden mit seinem großen Wissen um gute Produkte und außergewöhnlichen Rezepturen. Wenn Sie bei ihm eine lothringische Terrine gegessen haben, wissen Sie, wie diese schmecken kann. Denn so und nicht anders muss sie schmecken. Es ist einfach ein Erlebnis, hier zu speisen. Freymann zelebriert eine Küche, die man heutzutage lange suchen muss. Hier kocht einer, der sein Handwerk gelernt hat.

Alle Köche verstehen ihr Handwerk perfekt

Nicolas Sardo zaubert allerlei Köstlickeiten im „Le Villageois“ in Grundviller – Foto: Dirk Guldner

Wer Saargemünd hinter sich lässt und am Saarkanal weiter fährt, erreicht den schmucken Ort Rémelfing. Und „La Potence“ – ein Ort, an dem ein freundlicher und kompetenter Service und eine kompetente Kochéquipe den Gast auf das Beste umsorgen. Fréderic Houver heißt hier der Küchenchef, und kochen kann dieser verdammt gut. Kleiner Tipp: Im hinteren Teil des Hauses sitzen Sie unmittelbar am Kanal.

Auch viel Herzhaftes kann man bei unseren kulinarischen Ausflugstipps finden und genießen – Foto: Thomas Wieck

Meine letzte Entdeckung liegt in Zetting. Eine weitere Perle auf dem Lande: „Le Chalet“ von Küchenchef Jakub Skarupa. Der junge Koch hat mir eine ganz besondere Visitenkarte mit seinen Kreationen auf den Tellern präsentiert. Seine Kochkunst basiert auf den Pfeilern der großen, französischen Küche. Die hat er aus dem Effeff gelernt. Doch dieses Wissen und Können interpretiert er sehr eigenwillig, sehr modern. Alle Gerichte hatte ich mir eigentlich ganz anders vorgestellt, als ich sie auf der Karte gelesen habe. Wir waren kürzlich zu dritt in Zetting. Wir aßen alles, was vorgeschlagen wurde, er konnte kochen, was er wollte. Also gab es drei Vorspeisen und drei Hauptgänge. Eine gute Entscheidung, denn wir hätten sicherlich anders bestellt, und uns wäre einiges entgangen. Natürlich hat jeder von jedem Teller probiert. Das machen Köche und Feinschmecker immer so, wenn sie essen gehen.

Wer vom lothringischen Saargemünd auf der Straße über Rémelfing, Sarreinsming, Zetting und Wittring fährt, erreicht als ersten Ort im krummen Elsass Herbitzheim. Und im „Restaurant Juving“ gibt es elsässische Küche. Ein Haus, das ich sehr mag! Viele Produkte ihrer Küche kommen aus der Region, und hier ist alles handgemacht! Der Küchenchef erzählt: „Wir machen unsere Fonds selber. Mit den Knochen vom Wild oder Kalb, das wir selber ausbeinen, mit Gemüsen und Wein ziehen wir unsere Reduktionen. Mit viel Zwiebeln, die wir in der Pfanne anschwenken, für die Farbe. Und dann wird reduziert, reduziert, reduziert. Anschließend wird alles durch das Sieb passiert, und wir kochen es weiter ein. Fast wie eine Demi-Glace.“ Und so schmeckt es hier. Nach richtig gutem Handwerk.

Ausflugs-Tipps

Café de la Paix

19 Rue de la Liberté,

F-57520 Grosbliederstroff

Telefon 00333-87092307

La charrue d’or

21 Rue Poincaré

F-57200 Sarreguemines

Telefon 00333-87981455

www.lacharruedor.fr

Brasserie du Casino

4 Rue du Colonel Edouard Cazal

F-57200 Sarreguemines

Telefon 00333-87095978

www.brasserie-du-casino.com

Restaurant le Villageois

52 Rue Principale

F-57510 Grundviller

Telefon 00333-87026940

www.restaurant-le-villageois-grundviller.fr

Côté Canal | Café & CO

25 Rue de l’Église

F-57520 Grosbliederstroff

Telefon 00333- 771847577

www.cotecanal.fr

La Potence

23 Rue du Château

F-57200 Rémelfing

Telefon 0033387095169

www.lapotence.fr/de

Le Chalet

8 Rue de L’église

F-5705 Zetting

Telefon 00333-87984617

www.lechaletdezetting.fr

Restaurant Juving

8 rue Louis Pasteur

F-67260 Herbitzheim

Telefon 00333-88008124

www.facebook.com/restaurantjuving